Es ist nicht gerade der sprichwörtlich große Wurf – aber ein gutes Tauchgebiet für den Checkdive mit möglichen Überraschungen.
Bereits vom ersten Augenblick, da wir über den etwas schwierigen Einstieg ins Wasser steigen, lässt das der Tauchbasis Explora Madeira zugehörige Tauchgebiet nicht wirklich große Begeisterungsstürme erwarten.
Unter Wasser die üblichen Felsen und ein wenig abseits der Uferfelsen stößt man auf einen tristen sandigen Bereich. Nicht strahlend weiß sondern eher dunkel und grau mutet der Sand an. Aber er hat es teilweise in sich.
Unser Tauchguide, der Inselportugiese Raffael, hatte uns im Briefing darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit besteht, hier Rochen anzutreffen. Und er soll sein Versprechen halten, wie sich kurze Zeit später herausstellt.
Ein großer Schmetterlingsrochen
Knapp hinter einer flachen Felsplatte hat sich ein großer Schmetterlingsrochen im Sand eingegraben. Das Tier lässt sich nur erahnen. Ich selbst erblicke es zunächst überhaupt nicht, als „Raffa“ aufgeregt auf den Boden zeigt. Dann fällt die Kontur auf und auch die Augenpartie ist deutlich zu erkennen – eine beachtliche Flügelspannweite mit an die 1,50 Meter.
In angemessenem Abstand umrunden wir das Tier – wir wollen es nicht stören oder gar aufschrecken – und setzen unseren Tauchgang auf sandigem Untergrund fort.
Ein paar Grundeln durchstöbern den Sand mit ihren langen Barteln nach Fressbaren. Anscheinend sind sie an Taucher gewöhnt, denn sie lassen sich nicht stören bei ihrer Nahrungssuche.
Leichtfüßig unter den anderen Fischen: Der Knurrhahn
Auch die Fische mit den Barteln lassen wir hinter uns und entdecken einen jener seltsamen Bewohner der Meere, die einen über die Irrwege der Evolution rätseln lassen: Den „leichtfüssigen“ Knurrhahn, der auf Füßen über den Boden zu trippeln scheint.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um richtige Füße sondern um umgebildete Strahlen der Brustflossen, die dem Fisch zum Aufspüren von kleineren Beutefischen und Krebstierchen dienen.
Wir sind ihm offensichtlich nicht geheuer und schnell spreizt er seine breiten Brustflossen ab und mit ein paar kräftigen Schlägen seines Schwanzes sucht er schnell sicheren Abstand zu uns.
Wir tauchen ein Stück weiter, als wir einen beeindruckend großen Sardinenschwarm entdecken, der links von uns wie ein Wasserfall von einer Felswand zu uns herunterstürzt – ein tolles Naturschauspiel, das, wie uns unser Tauchguide hinterher mitteilt, eher selten ist für den Tauchplatz.
Was für ein Glück!
Unsere Tauchflasche zeigt uns 100 Bar Druck an und wir treten nun den Rückweg an. Ein wenig versetzt in östlicher Richtung tauchen wir in einem Bogen zurück zur Ausstiegsstelle.
Abermals erreichen wir einen Bereich, der mit allerlei rund geschliffenen Felsblöcken gesäumt ist. Hier haben sich Fischer anscheinend ihrer ausgedienten Hummerfallen entledigt.
Die großen Körbe sind stark bewachsen – gefangen wird damit nichts mehr, aber einige Fische suchen darunter Schutz.
Dahinter taucht der wellenumspülte Ausstiegsbereich auf. Die Dünung spült uns hin und her, während wir unseren Weg zur der betonierten Treppe bahnen, an der der Tauchgang enden soll.
Fazit
Mit Sicherheit nicht der besten Tauchplatz der Insel Madeira, aber die stellenweise auftretende Kargheit täuscht über die Möglichkeiten des Tauchplatzes hinweg.
Mit etwas Glück lassen sich allerlei interessante Tiere sehen: Oktopoden, Sepien, Meerspinnen, große Rochen und kleine Seepferdchen sind immer wieder beobachtete Gäste des Tauchplatzes.
Für Check-Dives und Trainingstauchgänge ist der Platz geradezu geschaffen. Allerdings bereitet die Dünung beim Ein- und Ausstieg ein bisschen Schwierigkeiten, die sich aber mit der Zeit recht gut meistern lassen – ideal ist der Einstieg aber, wenn ordentlich Seegang herrscht, nicht.
Und Seegang herrscht in der Regel ab dem frühen Nachmittag ständig.
Dann wird der betonierte Treppenzugang im Rhythmus der Wellen dauernd überspült und die mit ihrem Tauchgepäck bepackten Taucher habe teilweise größere Probleme, aus dem Wasser zu kommen; die Verhältnisse hier im Atlantik sind rau – damit muss man einfach rechnen.
Die Landschaft und der dunkelgrau sandige Boden, der hier und da mit einigen Felsblöcken durchzogen ist, ist sicherlich nicht das Beste, was Madeira unter Wasser zu bieten hat, aber mit etwas Glück gibt es dennoch viel zu sehen.
Man muss das Hausriff der Exploramadeira Divers nicht vielfach betauchen, aber ein paar mal sollte einmal man den Platz gesehen haben.