Kaum ist sie da, die schönste Zeit des Jahres, schon steht der Ärger ins Haus. Lange geplant und sehnsüchtig erwartet, ist endlich die Zeit des Tauchurlaubes angebrochen.
Nachdem alle wichtigen Utensilien für die Tauchsafari oder den Hotelurlaub mit angeschlossener Tauchbasis gesucht, gecheckt und gepackt wurden, steht der Abreise nichts mehr im Wege.
Und ehe wir uns versehen, stehen wir völlig überladen wie ein Packesel am Checkin-Schalter der uns vom Veranstalter zugewiesenen Airline. Hoch motiviert und mit dem freundlichsten Gesichtsausdruck, den man trotz Müdigkeit und Erschöpfung vielleicht noch aufbringen mag, wendet man sich vertrauensvoll an das Personal – alles verläuft soweit reibungslos bis der Prozess auf einmal ins Stocken gerät.
Vielleicht ist man einfach übermüdet vom frühen Aufstehen, vielleicht steigt einem die Urlaubseuphorie zu Kopf und verwirrt einem die Sinne, denn genau verstehen, was die Dame am Check-in vermeldet möchte man in diesem Fall nicht:
Das Gepäck ist trotz vorheriger Tauchgepäckdeklaration zu schwer und kann ohne Aufpreis nicht befördert werden.
Kein Erbarmen, keine Gnade
Eine Diskussion erweist sich als eher unprobates Mittel. Die Damen zieht die Stirn in Falten und ihre Miene wirkt auf einmal wie geschult distanziert. Dass weitere in Erwägung gezogene drastischen Maßnahmen wie Aufschreie der Empörung oder gar Beleidigungen zu nichts führen, kann man sich angesichts der stoischen Miene der Damen ausmalen und so bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und den teuren Aufpreis zu berappen – oder, so stellt es die Schalterangestellte süffisant lächelnd ironisch zur Wahl, einfach das Übergepäck stehen lassen.
Nein, da möchte man sich nicht aufregen, und sich auf gar keinen Fall schon den Beginn des Urlaubes versauen lassen, aber angesichts der satten Nachzahlung und der überheblichen Art des Personals gefriert auch dem hartgesottensten Urlauber bei einer Situation wie dieser das Lächeln im Gesicht ein.
Natürlich steigen die Rohstoffpreise – das bekommen wir ja allenthalben zu spüren: Strom, Gas, Benzin sowie Kerosin und somit auch die Flugpreise. Das allein und die dadurch verteuerten Flugpreise wären sicher noch nachvollziehbar. Aber das wenig transparente und sehr „individuell“ gestaltete Gepäckbepreisungssystem der verschiedenen Airlines führte in mehreren Fällen bereits dazu, dass selbst Reisebüromitarbeiter hinsichtlich der Preisangaben mehr als verunsichert waren.
In einem ganz konkreten Fall wurde vom Ansprechpartner auf die Webseite der Airlinee verwiesen – dort sei alles an Infos zu finden, der Ansprechpartner selbst habe auch nichts anderes zur Verfügung.
Flug mit verschiedenen Airlines
Noch spannender wird es, wenn man verschiedene Fluggesellschaften bucht.
Bei der Reise nach Französisch Polynesien ging es mit Air France von Frankfurt nach Paris. Ab Paris mit Air Tahiti Nui nach Papeete und dann innerhalb Französisch Polynesiens mit Air Tahiti weiter.
Die Inlandsfluggesellschaft des Inselstaates hatte zwar auf dem Papier die restriktivsten Regelungen, was auch aufgrund der Größe der Flugzeuge nachvollziehbar ist. Das Personal am Schalter reagierte aber mit großer – eher uneuropäischer – Kulanz. Zwar musste der Aufpreis bezahlt werden, dass das Gepäck dann aber doch 3 Kilo mehr wog als die zulässige Höchstgrenze wurde aber mit einem freundlichen Lächeln abgetan.
Air Tahiti Nui pflegte den großzügigsten Umgang mit erhöhtem Gepäck (in diesem Zusammenhang sei auch noch der hervorrangende Komfort und der ordentliche Service an Bord von Air Tahiti Nui positiv hervorgehoben), während Air France auf allen Ebenen alles andere als Glanz und Gloria verbreitete.
Mehrere Telefonate mit der Air France Zentrale in Deutschland konnten keine Klärung bei der Frage nach dem Tauchgepäck bringen – schlimmer noch: Jedes Mal versprach die Person am anderen Ende der Leitung einen anderen Tarif.
Insistieren half nicht und führte lediglich dazu, auf Seiten der Air France Hotline zusätzlich Verwirrung zu stiften.
Und auch die Onlinereferenz der französischen Fluggesellschaft verwehrt jedem noch so hoch talentiertem Übermenschen einen logischen Zugangen zu den unlogischen Tarifstrukturen der Air France.
Was bleibt, ist eine tief sitzende Verunsicherung angesichts eines derartigen Tarifdschungels.
Es spricht sicher nichts dagegen, auf Seiten der Fluggesellschaften fair nach Gewicht abzurechnen – denn was kann schließlich der Normalreisende dafür, dass er aufgrund fehlender Hobbies oder Qualifikation kein Extra-Gepäck in Anspruch nehmen kann?
Jedoch sollte die Tarifgestaltung transparent und möglicherweise sogar einheitlich sein – es lebe die Norm!