Viele der verrückten Dinge, die in der Tiefsee passieren, bleiben im Verborgenen. Doch hin und wieder erhalten wir dank der Wissenschaft Einblicke in Bereiche, die sich ansonsten niemals dem menschlichen Auge erschließen würden.
Die Situation: Eine Gruppe Haie labt sich am Kadaver eines großen Schwertfisches auf dem Meeresgrund, als ein gefräßiger großer Zackenbarsch sich auf der Suche nach einem Happen anschleicht. Die Szene spielte sich vor den laufenden Kameras des ferngesteuerten U-Bootes „Deep Discovery“ (D2) ab. Die „Deep Discovery“ ist fester Iventar-Bestandteil der „Okeanos Explorer“, einem Forschungsschiff der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), die bezeichnenderweise dem US-amerikanischen Wirtschaftsministerium unterstellt ist.
Es war der siebte Expeditionstauchgang, der die Teilnehmer an den Bildschirmen in fassungsloses Staunen versetzte. Peter Auster, ein Wissenschaftler von der University of Connecticut schrieb in sein Missionslogbuch, das solche fantastischen Ereignisse der Tiefsee völlig unerwartet eintreffen und niemals planbar sind. Solche Szenen miterleben zu dürfen, sei einfach nur eine glückliche Fügung. Wer viel Zeit unter Wasser verbringe, für den erhöhten sich allerdings die Wahrscheinlichkeiten an einem ähnlichen Ereignis dabei sein zu dürfen.
Die Szene, die den wissenschaftlichen Teilnehmern sicher für lange Zeit ins Gedächtnis gebrannt bleiben wird, spielte sich ab, als die D2 in der Tiefe eine kleine Anhöhe erklomm, von der man annahm, dass sie Teil eines Wracks sei. Im Licht der Scheinwerfer erblickten die Forscher einige Haie. Beim genaueren Hinsehen wurde schnell ersichtlich, dass sich weitaus mehr Haie an Ort und Stelle, die sich an einem erst offensichtlich kürzlich gestorbenen Schwertfisch labten. Mindestens 11 Hundshaie wollen die Wissenschaftler auf dem gesichteten Videomaterial gezählt haben, die bereits große Teile des Schwertfischs gefressen hatten, sodass eine Identifikation der Todesursache des großen Fisches nicht mehr möglich war.
Doch weder die Hundshaie noch der verzehrte Schwertfisch waren der Höhepunkt der Beobachtung der Wissenschaftler. Es ist ein großer Zackenbarsch , der die Gelegenheit nutzt, als die Haie mit ihrem Festmahl abgelenkt sind. Wie aus dem Nichts stößt der Barsch zu, schnappt sich einen der Haie und verschluckt ihn fast am Stück.
Was zunächst nach einem Manko für den Zackenbarsch aussieht, offenbart sich als echte Gelegenheit: Der Fisch, der aufgrund seines speziell beschaffenen Mauls keine Stücke aus Kadavern herausbeißen kann, bekommt hier eine ganz spezielle Chance auf ein ordentliches Beutestück.