Dass Tauchen mehr als faszinierend ist, muss ich vermutlich nicht mehr erwähnen… Das Schweben, das Erlebnis unter Wasser – für Wasserratten wie mich völlig klar: Es gibt definitiv kein besseres Hobby.
Und was es nicht alles unter Wasser zu sehen gibt; das, was ich unter Wasser vor die Augen oder die Kameralinse bekomme, macht für mich den überwiegenden Erlebnisanteil des Tauchgangs aus. Bunte Rifflandschaften mit viel Fisch, Schnecken, Schwämme und Weichkorallen, etc. sind weit mehr als nur das Sahnehäubchen eines jeden Tauchgangs.
Ich bin ein Naturfreund und wo Wanderer sich an der Natur an Land erfreuen, erfreue ich mich als „Wanderer unter Wasser“ an der Natur im nassen Element.
Umso wichtiger, dass die Augen mitspielen. Und das taten sie…. Bis jetzt… oder bis vor ein paar Jahren. Ich will mal ehrlich sein.
Schon länger her, dass ich richtig gut gesehen habe…
Anfangs waren es nur ein paar wage Einschränkungen, die sich beim „Sightseeing“ unter Wasser gar nicht oder kaum bemerkbar gemacht haben. Fotografieren – auch im Makrobereich – waren lange Zeit kein Problem. Ich war mitunter sehr gut darin, die kleinen Dinge wie Nacktschnecken & Co. beim Tauchen aufzustöbern. Und ganz wichtig: Das Ablesen der Daten von Tauchcomputer und Finimeter waren kein Thema. Und das war und ist einfach existenziell – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ja, meine Augen haben da wirklich lange, lange Zeit hervorragende Dienste geleistet.
Ab meinem 40. Lebensjahr wurde es merklich schlechter mit der Sicht im Nahbereich. Es brauchte weder Optiker noch Augenarzt für eine erste Diagnose: Scheiße, ich werde alt und die Augen sind nicht mehr so wie einst.
Scheiße, werde ich alt?
Die Alterssichtigkeit schlägt durch. Zunächst ging es los mit Lesebrille, bis ich dann auch eine Brille für die Arbeit am Bildschirm benötigte. Jetzt habe ich die magische 50 überschritten und seit ein paar Jahren kann ich es nicht mehr schönreden noch leugnen: Die Alterssichtigkeit (Presbyopie) oder Altersweitsichtigkeit, wie sie im Volksmund genannt wird, macht es mir auch unter Wasser immer schwerer, Dinge im Nahbereich gut zu erkennen.
Aber was tun? Wie kann ich weiter unbeschwert dem Tauchsport frönen, ohne Gefahr zu laufen, meinen Tauchcomputer oder mein Finimeter nicht mehr richtig ablesen zu können. Wie kann ich mich trotz Alterssichtigkeit weiterhin an den Schönheiten der Unterwasserwelt erfreuen? Wie kann ich das Tauchen weiterhin unbeschwert erleben?
Vor der Beantwortung dieser gravierenden Frage möchte ich zunächst auf das Thema Alterssichtigkeit selbst eingehen.
Was ist Alterssichtigkeit?
Alterssichtigkeit ist eine altersbedingte Sehbeeinträchtigung, die normalerweise ab dem 40. Lebensjahr auftritt (da kann ich ein Lied oder zwei von singen). Sie ist das Ergebnis eines natürlichen Alterungsprozesses des Auges. Bei Menschen mit Alterssichtigkeit wird die Fähigkeit des Auges, nahe Objekte scharf zu sehen, allmählich eingeschränkt. Dies geschieht, weil die Linse an Elastizität verliert, was es schwieriger macht, zwischen der Fokussierung auf nahe und ferne Objekte zu wechseln. Für uns Taucher kann dies zu einer Herausforderung werden, da das klare Sehen in unterschiedlichen Entfernungen unter Wasser von teils entscheidender Bedeutung ist.
Die Auswirkungen der Alterssichtigkeit auf das Tauchen
Alterssichtigkeit kann beim Tauchen zu verschiedenen Problemen führen – einige davon konnte ich im Selbstversuch belegen😉. Hier sind einige der häufigsten Auswirkungen:
Verschwommene Instrumente und Manometer
Als Taucher sind wir auf unsere Instrumente und Tauchcomputer angewiesen, um die Tauchtiefe, den Luftverbrauch und die Tauchzeit zu überwachen. Bei Alterssichtigkeit kann das Ablesen der Anzeigen schwierig sein, insbesondere wenn man nicht im Nahbereich scharf sehen kann.
Sicher kennt der ein oder andere das auch, wenn die Arme nicht mehr lang genug sind. Oder wie bei mir: Die Arme sind lang genug, aber die Ziffern im Display sind einfach zu klein.
Zuweilen frage ich mich: Wer verdammt hat nur diesen Tauchcomputer konzipiert??? Aber das Problem liegt nicht an den Ingenieuren und Konstrukteuren, die das High-Tech-Gerät geschaffen haben. Früher konnte ich Zahlen und Daten problemlos ablesen.
Das Lesen von Tauchtabellen
Es war einmal…. Das Lesen von Tauchtabellen und das Planen von Tauchgängen. Alterssichtige Taucher können Schwierigkeiten haben, diese Aufgaben zu bewältigen. Ich muss gestehen, dass ich in über 20 Jahren keinen Menschen mehr kennengelernt habe, der tatsächlich mit einer Tauchtabelle unter Wasser herumhantiert – der Ordnung halber sollte ich es aber erwähnen.
Sicht auf die Umgebung unter Wasser
Die Fähigkeit, die Unterwasserwelt in ihrer ganzen Pracht zu erfahren und zu erleben, hängt stark von der uneingeschränkten Funktion der Augen ab. Alterssichtigkeit kann dazu führen, dass Details im Nahbereich unscharf werden und verschwimmen, was das Taucherlebnis mitunter beeinträchtigt – ein gaaaaaanz großes Ärgernis. Denn ganz im geheimen schwindet die Freude am Tauchen kontinuierlich. Zumindest ist dies meine Erfahrung bisweilen
Gefahrenerkennung
Ganz klar: Die Sicherheit beim Tauchen ist oberstes Gebot. Alterssichtigkeit kann die Fähigkeit, mögliche Gefahren oder Probleme frühzeitig zu erkennen, beeinträchtigen.
Lösungen für alterssichtige Taucher
Es gibt Hoffnung – wer hätte es gedacht. Denn es bieten sich zahlreiche Optionen, die alterssichtigen Tauchern helfen können, ihre Sehschwäche auch unter Wasser in den Griff zu bekommen, um so wieder zur alten Freude am Tauchsport zurückzukehren und zudem ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Tauchmasken mit speziellen optischen Gläsern: Hier kommen beispielsweise Leseeinsätze zum Tragen oder auch Einsätze mit bifokalen oder progressiven Gläsern, die dazu beitragen, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne klar zu sehen. Diese Masken ermöglichen es Tauchern, ihre Instrumente und die Umgebung gleichermaßen gut zu erkennen. Alternativ können bei Alterssichtigkeit auch Kontaktlinsen eingesetzt werden, vorausgesetzt, man ist mit dem Tragen der Sehhilfen vertraut.
Tauchcomputer und Instrumente mit größeren Displays
Die Investition in Tauchcomputer und Instrumente mit großen, gut ablesbaren Ziffern oder Displays kann sich lohnen, sofern es Dir hilft, das Ablesen der Daten und Zahlen unter Wasser erheblich zu erleichtern. Für mich allerdings kam es nicht in Frage, denn auch diese blieben aufgrund meiner vorangeschrittenen Alterssichtigkeit im Bereich der Unleserlichkeit.
Regelmäßige Augenuntersuchungen
Regelmäßige Augenuntersuchungen sind wichtig und entscheidend, um Veränderungen in der Sehkraft frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Der Augenarzt kann empfehlen, wie Du die Sehkraft bestmöglich korrigieren können, sei es durch Kontaktlinsen oder Brillen.
Tauchen mit optischen Gläsern oder Kontaktlinsen
Für Taucher, die eine Brille tragen, gibt es spezielle Tauchmasken mit optischen Gläsern, die die Sehkraft unter Wasser verbessern. Diese Masken können mit individuellen Sehwerten ausgestattet werden und ermöglichen ein klares Sehen ohne die Notwendigkeit von Kontaktlinsen.
Aber auch Kontaktlinsen sind eine Option, um die Sehschwäche beim Tauchen zu korrigieren. Es ist jedoch wichtig sicherzustellen, dass die Kontaktlinsen für Dich die geeignete Lösung darstellen und keine Augenreizungen oder gar Entzündungen begünstigen.
Insgesamt bedeutet Alterssichtigkeit beim Tauchen nicht den Todesstoß für ein heiß geliebtes Hobby. Mit den richtigen Maßnahmen und der geeigneten Ausrüstung, sei es durch Tauchmasken mit optischen Gläsern, Kontaktlinsen oder anderen Hilfsmitteln, können alterssichtige Taucher ihrer Leidenschaft für das Tauchen frönen und den Tauchsport weiterhin uneingeschränkt und sicher ausüben.
So habe ich entschieden
Was mich betrifft: Ich bin endlich den unausweichlichen Schritt gegangen und habe mich von einem Optiker ausführlich beraten lassen. Es hat rund 1,5 Stunden Zeit in Anspruch genommen, aber das war auch notwendig. Es war insgesamt ein gutes Gefühl, endlich dieses leidige Thema anzugehen und sich fachliche Expertise einzuholen.
Auf der anderen Seite wollte ich generell wissen, wie es überhaupt um meine Augen steht und habe auch gleich eine gute Lesebrille bestellt.
Obwohl mir der Optiker für die Tauchreise zu Kontaktlinsen geraten hat (was zumindest preislich für die Tauchreise die günstigste Variante dargestellt hätte), habe ich mich für optische Gläser mit Leseeinsatz in einer neuen Tauchmaske entschieden.
Nebenbei: Ich hätte auch bei einem Anbieter optische Gläser in meine alte Maske einsetzen lassen können, doch das wäre mit rund 200 € deutlich teurer geworden, als der Kauf einer neuen Maske inklusive optischer Gläser zur Korrektur der Altersweitsichtigkeit.
Die Tageslinsen hätten für 30 Tage rund 70 € gekostet (Faustregel: pro Auge 1€/Tag). Das wäre für ein Experiment sicher deutlich günstiger geworden – ganz klar.
Aber für mich waren einige Faktoren ausschlaggebend hinsichtlich der Wahl der für mich geeigneten Sehhilfe fürs Tauchen. Ich muss dazusagen, dass der Optiker so freundlich war, mir im Vorfeld ein kleines Set weicher Kontaktlinsen zum Testen zur Verfügung zu stellen und die ersten Ergebnisse waren viel versprechend. Auf einmal uneingeschränkt sehen zu können, Handy und Uhr im Nahbereich ablesen zu können, ohne das „Nasenfahrrad“ aus der Tasche kramen zu müssen – das war schon sehr verführerisch.
Dennoch habe ich mich dagegen entschieden, denn
- Ich selbst bin Kontaktlinsen nicht gewohnt und tue mir schwer beim Einsetzen und Herausnehmen der Linsen.
- Ich habe Sorgen, dass es unter Wasser zu Komplikationen kommen könnte bzw., dass es durch Berührung mit Meerwasser zu einer Infektion mit Bakterien oder Amöben kommen kann mit den Folgen einer Hornhautentzündung.
- Trockene Augen: Diese treten bei mir beim Tauchen ohnehin schon auf und meine Erfahrung beim Testen der Tageslinsen untermauerte eher meine Einschätzung; nach ein paar Stunden des Tragens fühlten sich meine Augen trocken an und das latente Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, verstärkte sich.
So oder so: Um eine Sehhilfe zur Korrektur der Alterssichtigkeit komme ich nicht herum. Nach Abwägen der obigen Gesichtspunkte ist der Einsatz der optischen Gläser mit Leseeinsatz die für mich optimale Lösung beim Tauchen.
Zugegeben, sieht ein wenig Scheiße aus: Die Tauchmaske mit den Leseeinsätzen sieht irgendwie aus, als wäre sie mit Wasser vollgelaufen und ich nicht befähigt, die Maske auszublasen.
Zugleich haftet mir das Stigma des Alterungsprozesses an, denn das in die Tauchmaske eingebrachte Hilfsmittel sieht zudem aus wie eine eingeklebte Lesebrille. Da fehlt nur noch ein Neopren-Pollunder, und das Bild des gemütlichen Senioren-Lesetreffs unter Wasser wäre perfekt.
Aber was soll’s: Eitelkeit ist einfach fehl am Platz und was soll ich mich über Dinge ärgern, die ich nicht ändern kann. Im heißt es so schön im Kölschen Grundgesetz in den Paragraphen 1-3:
Et es wie et es. Et kütt wie et kütt. Et hätt noch immer jot jejange.
Wer Fragen zur Übersetzung hat, der schreibe doch gerne ins Kommentarfeld, ich antworte umgehend 😉
Ein ganz wichtiger Tipp: Solltest auch Du in Folge von Alterssichtigkeit oder anderer Sehschwächen beeinträchtigt sein, empfiehlt sich unbedingt der Gang zu Augenarzt und/oder zum Optiker. Denn die Sicherheit beim Tauchen steht immer an erster Stelle. Alles andere stellt ein Sicherheitsrisiko dar – für Dich UND für deinen Buddy!