Nachhaltiges Tauchen: Umweltfreundlicher Tauchtourismus

Nachhaltiges Tauchen – wer wünscht sich das nicht? Geht es schließlich darum, den Planeten zu retten und dennoch mit gutem Gewissen seine Lieblingsreise- und Tauchziele zu bereisen. Es gilt, die natürlichen Ressourcen und die Umwelt zu schützen, während wir als Taucher die Schönheit der Unterwasserwelt genießen dürfen. Dies erfordert eine umfassende Strategie, die sowohl die Betreiber von Reiseveranstalter, Tauchresorts als auch die Gäste selbst einbezieht. Das ist bei aller Lippenkenntnisse und Bemühung der involvierten der Reisebranche schwer nachzuvollziehen und schwer umzusetzen.

Schnell schießen da neue Institutionen und Unternehmen aus dem Boden, die zahlungskräftigen Kunden aus der Reisebranche vollmundige Ökozertifikate verkaufen, die sie sich dann auf ihre Hochglanzbroschüren drucken können. Es ist fast so wie mit den klassischen Öko- und Biosiegeln auf dem Europäischen Markt: Wir sprechen von einem intransparenten Zertifikatedschungel, wo weniger der Naturschutz im Vordergrund steht als die „schnelle Mark“, die sich mit entsprechenden Siegeln und Zertifikaten verdienen lässt.

Doch was kann ich aber als Verbraucher tun? Wie kann ich mit halbwegs ruhigem Gewissen in Urlaub fahren? Die einfache Antwort: Bewusst reisen und vielleicht auch mal die Devise walten lassen:

Weniger ist mehr!

Was wir tun können.

CO2-Bilanzen und Reisemittel

Die Reduktion der CO2-Bilanz beginnt bereits bei der Reiseplanung. Flugreisen tragen erheblich zu den CO2-Emissionen bei. Dabei können wir uns immer fragen, ob es denn die weite Flugreise sein muss oder vielleicht fahren wir dieses Jahr mal mit der Bahn und weniger weit weg? Falls das nicht möglich ist, gibt es eine Möglichkeit eine Reiseanbieter zu wählen, der die Emissionen durch Klimaschutzprojekte kompensiert. Falls das nicht möglich ist, gibt es Klimaschutzorganisationen wie beispielsweise Atmosfair (www.atmosfair.de), die dir die Möglichkeit bieten, deinen CO2-Fußabdruck zu mindern. Das mag ein wenig nach ökologischem Ablasshandel klingen, aber allemal ist es viel besser als nichts. Am besten ist natürlich der komplette Reiseverzicht. Aber das macht dann auch keinen Spaß, oder?

Vor Ort am Reiseziel: Möglichst umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Elektrofahrräder oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Es muss ja nicht immer der SUV sein, mit dem wir mal eben zum nächsten Kiosk oder Mini-Shop fahren, um Kippen zu holen. Gerade im Urlaub lässt sich vieles auch zu Fuß erledigen und der Vorteil dabei ist, dass wir auch noch einiges nebenbei erkunden können.
Für Tauchbasen und Resorts lässt sich dahingehend umdenken, dass, wo möglich, Fuhrparks mittelfristig auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden könnten, sofern die Infrastruktur vorhanden ist. Der Punkt ist aber in vielen Region noch als Zukunftsmusik zu betrachten. Und gerade in Regionen, wo der Konkurrenzdruck hoch ist – denken wir da beispielsweise an die hohe Fluktuation von Tauchbasen und -resorts in Ägypten – wird es wahrlich schwer sein, die betroffenen Branchen von der teuren Umstellung auf E-Mobilität zu überzeugen, um den ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren.

Wasserverbrauch in Trockengebieten

In heißen, trockenen Regionen wie Oman, Jordanien und Ägypten ist der sparsame Umgang mit Wasser essenziell. Wenn man bedenkt, wie teilweise Wasser aufwändig in Entsalzungsanlagen gewonnen werden muss, leuchtet ein, dass diese kostbare Ressource ein zentraler Bestandteil im Zusammenhang mit einem nachhaltigen Konzept zu sehen ist. Resorts können wassersparende Technologien wie effiziente Duschköpfe und Toilettenspülungen einsetzen. Wir als Gäste sollten dazu ermutigt werden, wiederverwendbare Trinkflaschen zu verwenden und gefiltertes Wasser anstatt Einwegflaschen zu konsumieren. Selbstredend auch, Wasserverbrauch zu minimieren, indem Handtücher und Bettwäsche nur nach Bedarf gewechselt werden. Auch muss ich nicht 10 Mal am Tag ausgiebig heiß duschen – auch wenn es noch so verlockend ist – es ist ja schließlich Urlaub. Nein, vielleicht reicht es, sich nach dem Tauchen kurz das Salz von der Haut zu spülen. Kurz abseifen, abspülen, in 5 Minuten fertig geduscht!

Vielleicht ist es ohnehin ein Zeichen des Respekts gegenüber der Bevölkerung, die sich einen derartigen Luxus wie unsereins nicht leisten kann. Das ist dann schon mal ein erster Schritt: Wasser ist ein kostbares Gut und zwar nicht nur in Wüstenregionen. Hier kann also jeder schon mal einen kleinen Beitrag leisten.

Bauboom, Bauweise und Energieeffizienz der Unterkünfte

Jeder, der schon mal in Ägypten Urlaub gemacht hat, kennt das: Auf der Fahrt zur Urlaubsunterkunft passiert man zahlreiche Bauruinen teils gigantischen Ausmaßes. Wenn man sich vor Augen führt, dass die betonproduzierende Industrie zu den emissionsreichsten Branchen hinsichtlich des klimafeindlichen Treibhausgases CO2 gehört, so sucht diese Verschwendung von Geldern, Material und der Ressource Umwelt ihresgleichen.
Es ist kaum auszumalen, welche direkten und indirekten Schäden (Beispielsweise durch Versandung von Riffen in Uferregionen, Zerstörung von Mangroven und Seegraswiesen, Umweltschäden an Land durch Baumaßnahmen uvm.) die Natur nimmt. Und dieser fragwürdige Trend scheint anzuhalten.

Was können wir tun? Die Frage ist schwer zu beantworten. Generell könnte auch hier die Devise lauten: Verzicht. Uns muss klar sein, das auch wir Teil dieses Teufelskreis sind, denn unser Bedarf an immer schöneren, neueren, luxuriöseren, abgeschiedenen, abwechslungsreicheren…. Urlaubsunterkünften befeuert unser Wunsch nach Abwechslung diese Bauwut natürlich. Wenn wir weniger reisen, vielleicht auch zu öfter Mal unser „altes“ Resort wieder zu besuchen, tragen wir einerseits dazu bei, dass bestehende Resorts überleben können und zusätzlich vielleicht auch dazu, dass nicht weiter neue Luftschlösser gebaut werden müssen.

Nachhaltige Tauchresorts: Woran lassen sich diese ausmachen? Generell kann man festhalten, dass sie auf umweltfreundliche oder zumindest erkennbar umweltfreundlichere Bauweisen setzen. Dies beinhaltet einerseits die Nutzung regionaler und möglichst nachhaltiger Baumaterialien sowie eine Architektur, die den Energieverbrauch minimiert. Gute Isolierung und natürliche Belüftung können so beispielsweise den Bedarf an Klimaanlagen reduzieren. Der Einsatz effizienter Klimaanlagen und natürlicher Kühlungstechniken trägt ebenfalls zur Energieeinsparung bei. Diese Kühltechniken können durch den Einsatz von natürlichen Schattenspendern wie Bäumen, angelegten Teichen oder auch durch intelligent konzipierten Sonnenschutz realisiert werden.

Nachhaltigkeitskonzepte der Betreiber

Abfallmanagement ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Resorts sollten Plastikmüll vermeiden, indem sie wiederverwendbare Behälter und weniger Verpackungsmaterialien nutzen. Essensreste können durch sorgfältige Planung der Mahlzeiten reduziert werden. Zudem sollten Tauchbasen umweltfreundliche Reinigungsmittel verwenden und den Einsatz von Einwegplastik stark einschränken. Und auch die Pflege und Wartung des Equipments und der Technik (Stickwort: Tanks und Befüllungsanlagen) sorgen für Nachhaltigkeit und sorgen zudem für eine längere Halbwertszeit des jeweiligen Gebrauchsgegenstandes. Kurzum: Reparieren lohnt sich vielleicht dann doch. Es muss nicht direkt alles weggeworfen werden.

Energie- und Wasserbezug

Die Nutzung erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft zur Stromversorgung ist ein zentraler Punkt nachhaltiger Tauchresorts. Effiziente und umweltfreundliche Entsalzungsanlagen können zur Trinkwassergewinnung eingesetzt werden. Die Resorts sollten zudem nachhaltige Methoden zur Erzeugung von Heißwasser und zur Energieversorgung anwenden.

Stromgewinnung ist ein wichtiger Aspekt

Umweltschutz und Bildung

Ein wichtiger Teil eines nachhaltigen Tauchtourismus ist die Aufklärung und regelmäßige Schulung der Mitarbeiter sowie der ortsansässigen Bevölkerung. Auch die Bevölkerung profitiert vom Tourismus. Umgekehrt, wenn Reiseströme ausbleiben, fallen Arbeitsplätze und Ertragsquellen weg. Wo immer durch übermäßige Schädigungen der Umwelt Reisende ausbleiben, kollabieren auch Wirtschaftszweige. Insofern ist der Erhalt der Umwelt nicht nur aus rein ökologischen Aspekten heraus relevant. Tauchresorts und -basen können Workshops und Informationsveranstaltungen anbieten, um das Bewusstsein für Umweltschutz zu wecken und zu schärfen. Das bedeutet natürlich finanziellen und personellen Aufwand. Derartige Maßnahmen können aber dabei helfen, dass auch zukünftige Generationen artenreiche Tauchgebiete und Landschaften erleben können und somit auch der Tourismus in der Region erhalten bleiben kann.

Ohne die Unterstützung der eigenen Bevölkerung geht es oft nicht. Fingerspitzengefühl – nicht die Beißzange ist gefragt!

Vorteile und Nachteile für Gäste

Vorteile:

  • Erhalt der Natur: Gäste können weiterhin in intakten und artenreichen Unterwasserwelten tauchen.
  • Gesundheit und Wohlbefinden: Eine saubere und gesunde Umgebung trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
  • Einzigartige Erlebnisse: Nachhaltige Resorts bieten oft ein authentisches und naturnahes Urlaubserlebnis.

Nachteile:

  • Höhere Kosten: Nachhaltige Praktiken können mit höheren Betriebskosten verbunden sein, die sich in höheren Preisen für die Gäste widerspiegeln.
  • Verzicht auf Komfort: Gäste müssen möglicherweise auf einige Annehmlichkeiten verzichten, wie z.B. häufiges Wechseln von Handtüchern und Bettwäsche, Klimaanlage usw.

Vorteile und Nachteile für Resortbetreiber

Vorteile:

  • Langfristige Kosteneinsparungen: Investitionen in nachhaltige Technologien können langfristig zu Kosteneinsparungen führen.
  • Imagegewinn: Nachhaltigkeit verbessert das Image und zieht umweltbewusste Touristen an.
  • Zukunftssicherheit: Gesunde Natur sichert dauerhafte Einkünfte im Reisesektor
  • Gesetzeskonformität: Erfüllt zunehmend strenger werdende Umweltauflagen und -gesetze.

Nachteile:

  • Hohe Anfangsinvestitionen: Der Umstieg auf nachhaltige Technologien und Praktiken erfordert hohe Anfangsinvestitionen.
  • Schulungsaufwand: Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter und Aufklärung der Gäste sind zeit- und kostenintensiv.

Beitrag der Gäste

Gäste können aktiv zur Nachhaltigkeit beitragen, indem sie ihr Verhalten anpassen:

  • Zimmerreinigung: Verzicht auf tägliche Zimmerreinigung und häufigen Handtuchwechsel.
  • Verzicht auf Einwegplastik: Nutzung von wiederverwendbaren Trinkflaschen und Vermeidung von Plastikverpackungen.
  • Bewusster Konsum: Bewusster Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie.

Wirtschaftlichkeitsprinzip bei Tauchausfahrten

Um Ressourcen zu schonen, sollten Tauchausfahrten nur dann durchgeführt werden, wenn eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern erreicht ist. Dies stellt sicher, dass die Fahrten wirtschaftlich sinnvoll und entsprechend „umweltfreundlich“ gestaltet werden.

Zertifizierte Reiseanbieter erkennen

Es gibt verschiedene Zertifizierungen und Labels, die helfen können, vertrauenswürdige und nachhaltige Reiseanbieter zu erkennen. Auch hier gilt es, besser 2 Mal nachzusehen, denn das Thema „Greenwashing“ ist allgegenwärtig. Es gibt allerdings anerkannte Zertifikate, die zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit zulassen. Zu den anerkannten Zertifikaten gehören:

  • Green Globe: Dieses Zertifikat wird an Unternehmen vergeben, die strenge Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung erfüllen.
  • Travelife: Ein internationales Zertifizierungssystem, das Nachhaltigkeit in der Tourismusbranche fördert.
  • GSTC (Global Sustainable Tourism Council): Die GSTC-Richtlinien setzen weltweit anerkannte Standards für nachhaltigen Tourismus.
  • Blue Flag: Eine Auszeichnung für Strände und Yachthäfen, die hohe Umweltstandards einhalten.

Um Greenwashing zu vermeiden, sollten Gäste darauf achten, ob die Anbieter transparente Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken bereitstellen und ob die Zertifikate von anerkannten, unabhängigen Organisationen stammen.

Beispiele für nachhaltigen Tauchtourismus

  • Misool Eco Resort (Indonesien): Dieses Resort setzt auf Solarenergie und betreibt ein Meeresschutzgebiet, das zur Erhaltung der Korallenriffe beiträgt.
  • Chumbe Island Coral Park (Tansania): Hier werden erneuerbare Energien und Regenwassernutzung angewendet, um einen nahezu autarken Betrieb zu gewährleisten.
  • Cocos Island National Park (Costa Rica): Der Park fördert den Schutz der marinen Biodiversität durch strikte Regelungen und Überwachung, um illegale Fischerei zu bekämpfen.
  • Raja Ampat Biodiversity Resort: Einsatz von Solarenergie, Wassereinsparung, nachhaltige Bauweise. www.rajaampatbiodiversity.com

Fazit

Nachhaltiger Tauchtourismus erfordert eine umfassende Herangehensweise, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist. Die Herausforderung sind erheblich und nicht immer zu bewältigen. Insbesondere in ärmeren Regionen, in denen bestimmte Infrastrukturen fehlen, können hohe Umweltstandards kaum oder nur sehr aufwändig umgesetzt werden. Das spiegelt sich entsprechend in den Preisen des jeweiligen Angebotes wider. Sollte die Aufklärung wie auch die Nachfrage diesbezüglich steigen (Stichwort: Konsumentenverhalten), so wird die Branche dauerhaft gezwungen sein, nachzuarbeiten. Uns wird es sicherlich etwas kosten, aber vielleicht ist auch das ein guter Ansatz: Qualität und nicht Quantität sollten das sein, wonach wir streben. Vielleicht verzichten wir mal und haben dann mehr Geld für einen halbwegs umweltbewussten Urlaub. Denn trotz der anfänglichen Mehrkosten bieten die langfristigen Vorteile eine Win-Win-Situation für die Umwelt, die lokalen Gemeinden und die Touristen. Durch bewusste Entscheidungen und Maßnahmen können wir sicherstellen, dass auch zukünftige Generationen die faszinierende Unterwasserwelt genießen können.

2 Kommentare zu „Nachhaltiges Tauchen: Umweltfreundlicher Tauchtourismus“

    1. Tauchmagazin Redaktion

      Hi Thorwald, das tun wir natürlich nicht. Und auch wir reisen oft noch mit dem Flieger an. Aber wir tun das deutlich seltener und bewusster, als das früher der Fall war… und kurz mal für’s Wochenende mal nach NY jetten und dergleichen tun wir garantiert nicht. Wir versuchen eher, zu bündeln und unterschiedliche Tasks und Tasks am Aufenthaltsort zu erledigen, statt verschiedene Ziele unnötig abzuklappern. Das schont nicht nur die Umwelt sondern auch unseren Geldbeutel, der ohnehin immer viel zu eng geschnürt ist. Aber wir versuchen natürlich weiterhin uns zu verbessern. Schöne Grüße, das Team TM

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