Manganknollen sind mineralische Ablagerungen, die sich um organische Kerne bilden, indem sich Metalle durch die Aktivität von Mikroben anreichern. Das kanadische Unternehmen The Metals Company (TMC) hat es sich zum Ziel gesetzt, diese wertvollen Metalle abzubauen. Während die beteiligten Inselstaaten das Vorhaben unterstützen, warnen Wissenschaftler vor den möglichen verheerenden Umweltfolgen.
TMC strebt an, bereits ab 2026 den großflächigen Abbau von Manganknollen im Pazifik zu starten. Laut TMC-CEO Gerard Barron hält das Unternehmen an seinem bisherigen Zeitplan fest, wie er am Rande des Pazifischen Inselforums in Tonga erklärte. Die Manganknollen, die am Meeresboden liegen, enthalten neben Mangan auch Kobalt, Kupfer und Nickel – Metalle, die insbesondere für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge von großer Bedeutung sind.
Das Vorhaben von TMC wird von dem Inselstaat Nauru unterstützt. Barron ist als offizielles Mitglied der Delegation von Nauru auf dem Inselforum vertreten. Auch Tonga und die Cook-Inseln zeigen sich offen für eine Ausweitung des Tiefseebergbaus. Im Gegensatz dazu äußern sich Palau, Fidschi und Samoa kritisch und plädieren für eine sorgfältige Untersuchung der potenziellen Umweltfolgen.
Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) ist die zuständige Instanz für die Genehmigung von Tiefseebergbauprojekten. Seit über einem Jahrzehnt wird über ein entsprechendes Regelwerk verhandelt, doch bislang konnte keine Einigung erzielt werden. Seit 2023 haben Staaten dennoch die Möglichkeit, im Namen von Unternehmen Genehmigungen für den Tiefseebergbau zu beantragen.
Umweltbedenken: TMC-Chef spricht von unbegründeter Panikmache
Nauru, mit einer Fläche von nur 20 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von etwa 12.500 Menschen, ist einer der kleinsten Staaten der Welt. Dennoch beansprucht es ein 70.000 Quadratkilometer großes Gebiet in der Clarion-Clipperton-Zone für den Abbau von unterseeischen Ressourcen. Manganknollen entstehen über Millionen von Jahren, wobei sich Metalle um organische Kerne wie Haifischzähne oder Walknochen ablagern.
Viele Wissenschaftler und Umweltschützer warnen davor, dass der Abbau dieser Manganknollen die empfindlichen Ökosysteme der Tiefsee unwiderruflich schädigen könnte. TMC-Chef Barron jedoch bezeichnet diese Warnungen als unbegründete Panikmache von Aktivisten. Er ist überzeugt, dass die Unterstützung für den Tiefseebergbau in den Pazifikstaaten weiter wachsen wird.
Für Nauru könnte der Tiefseebergbau eine Rückkehr zu vergangenem Wohlstand bedeuten. Einst gehörte der Inselstaat dank des Phosphatabbaus zu den reichsten Ländern der Welt, doch die Phosphatvorkommen sind seit Langem erschöpft, und große Teile der Insel sind durch den Abbau in eine unfruchtbare Landschaft verwandelt worden.
Wirtschaftliche Interessen ignorieren fragiles Ökosystem
Die Haltung von TMC ist besonders fragwürdig, da die tatsächlichen Auswirkungen des großangelegten Tiefseebergbaus bisher kaum erforscht sind. Die Wissenschaft hat bislang nur begrenzte Einblicke in die komplexen und empfindlichen Ökosysteme der Tiefsee. Die unberührten Lebensräume in diesen Tiefen sind nach wie vor weitgehend unerforscht, und es ist unklar, wie stark der Abbau von Manganknollen die biologische Vielfalt und die ökologischen Prozesse dort stören könnte. TMC scheint diese Unsicherheiten zu ignorieren, während es die wirtschaftlichen Potenziale betont. Die langfristigen Risiken für die Umwelt und das Gleichgewicht der Meeresökosysteme werden dabei unzureichend berücksichtigt.