Eines der mitunter bekanntesten Tauchgebiete des Roten Meeres, ja vielleicht sogar der Welt, liegt auf Höhe des ägyptischen Ortes El Quseir, unweit des großen Bruders, „Big Brother“.
Im Gegensatz zu Big Brother ist die weniger als 100 Meter lange Insel deutlich kleiner und ragt kaum mehr als 10 Meter aus dem Wasser. Während auf Big Brother der Leuchtturmwärter die Stellung an Land hält, ist Little Brother gänzlich unbewohnt. Ein paar Seevögel suchen gelegentlich Schutz gegen die raue See, aber das sind auch die einzigen Gäste, die auf dem kleinen Eiland Rast machen.
Ehrfürchtiges Schwärmen
Reiseveranstalter und auch Tauchveteranen geraten bei dem Namen Little Brother ins Schwärmen. Es ist einfach eine unglaubliche Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, die das Riff zu einem echten Top-Spot macht. So werden häufig graue Riffhaie gesichtet, da es hier eine bekannte Putzerstation gibt, zu der die Tiere morgens nach nächtlichen Raubzügen zurückkehren.
Aber auch von Hammerhaien wird häufig berichtet, dazu gesellen sich deutlich seltener Tigerhaie.
Longimanus und Fuchshai
Mit etwas Glück kann man auch Drescher- oder Fuchshaie entdecken, die neugierig die Taucher mit ihren großen, dunklen Augen beobachten. Andere pelagische Haiarten wie etwa der neugierige Weißspitzenhochseehai als auch Walhaie geben sich, sofern den Tauchern Fortunas Gunst winkt, ebenso gerne ein Stelldichein und machen einen Tauchgang zum ultimativen Kick.
Niemals enttäuscht aus dem Wasser
Während meiner zahlreichen Tauchgänge am Little Brother kam es kein einziges Mal vor, dass die Tauchgruppe das Wasser enttäuscht verlassen musste.
Schon allein die Riffformation und der schöne Bewuchs, bei dem sich Weich- und Hartkorallen farbenprächtig abwechseln, lässt Taucherherzen höher schlagen.
Auch die Gestalt des Riffes ist beeindruckend: An den zahlreichen Steilwänden finden sich üppig bewachsene Überhänge und Vorsprünge, die das Tauchen dort zu einem besonderen Erlebnis machen.
Fischreichtum lockt Jäger
Nicht weniger atemberaubend erschien uns der unglaubliche Fischreichtum, den das Saumriff rund um die Insel aufweist:
Angefangen mit dichten Populationen von Fahnenbarschen, über Füsiliere bis hin zu zahlreichen größeren Barschen und Skorpionsfischen.
Hinzu kommen Schwärme von Doktorfischen und Schnappern, die die bereits weiter oben erwähnten Predatoren in Scharen anziehen – all diese verschiedenen Fischkolonien stellen für die Räuber der Meere ein hervorragendes Jagdrevier dar.
Das führt dazu, dass selbst pelagische Raubfische die Nähe des Riffs suchen, um diese beutereichen Jagdgründe nach leichter Beute zu durchkreuzen.
Bei unseren Tauchgängen sind wir immer wieder auf graue Riffhaie gestoßen und nicht immer haben wir einen umherstreifenden Weißspitzenhochseehai entdecken können. Zwar sind die Chancen auf Longimanus bei Elphinstone Reef deutlich höher, aber sie stehen auch hier nach unserer Erfahrung recht gut.
Auf zwei Tauchgängen hatte ich das große Glück, einen Fuchshai sichten zu können. Wie aus dem Nichts tauchte der elegante Schwimmer unter uns in sicherer Entfernung auf, um dann gleich wieder davon zu schwimmen.
Es dauerte aber nicht lange, da hielt das Exemplar wieder neugierig auf uns zu und zog in nächster Nähe an uns vorbei.
Ähnlich neugierig verhielt sich ein anderer Drescherhai bei einem anderen Tauchgang.