Jaja, der frühe Vogel und so…
Unsere Reise beginnt früh am Morgen, als wir um 7:00 Uhr die das Resort verlassen und uns auf den Weg nach Marsa Alam Stadt machen. Die Vorfreude auf das, was uns erwartet, lässt uns die Müdigkeit schnell vergessen. Und dennoch nicke ich gelegentlich ein – der gestrige Tag, an dem es noch früher rausging zum Elphinstone Reef, fordert ein wenig seinen Tribut, aber egal. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde, und schon bald erreichen wir den Hafen, wo unser Tauchboot auf uns wartet. Die Crew begrüßt uns herzlich, und wir sind voller Spannung, als wir nach strenger Kontrolle durch Angehörige der Ägyptischen Behörden (die Zahl der Tagesgäste am Dolphin House ist streng reglementiert und wird entsprechend kontrolliert) in See stechen. Eine weitere Stunde sind wir auf dem offenen Meer unterwegs, bevor wir schließlich das sagenumwobene „Dolphin House“ erreichen.
Dolphin House: Ein Paradies im Roten Meer
Das Dolphin House ist ein weitläufiges Riff mitten im Roten Meer, das als Schutzzone für Delfine dient. Hier sind die Bedingungen optimal für diese faszinierenden Tiere, und sie nutzen den geschützten Raum, um zu chillen, zu spielen aber auch um ihre Jungen zu gebären. Menschen dürfen diesen Bereich nicht betreten, doch es gibt immer wieder Berichte, dass die neugierigen Delfine von selbst auf Taucher und Schnorchler zukommen. Diese Aussicht lässt unser Herz höher schlagen, denn wer träumt nicht davon, einmal Auge in Auge mit einem Delfin zu sein?
Der erste Tauchgang: Magische Momente unter Wasser
Nach einem ausführlichen Briefing sind wir bereit für unseren ersten Tauchgang. Die Ausrüstung wird überprüft, und dann geht es auch schon los. Wir tauchen auf etwa 19 Meter ab und umkreisen einen gigantischen Korallenturm. Die Farben und Formen der Korallen sind einfach überwältigend. Es fühlt sich an, als wären wir in eine andere Welt eingetaucht. Plötzlich öffnet sich vor uns ein kaum erkennbarer Höhleneingang, den wir dann wie die sprichwörtlichen Perlen an der Schnur betreten.
Die Decke ist teilweise durchbrochen, sodass Sonnenstrahlen hereinfallen und das Innere in ein mystisches Licht tauchen. Es ist ein perfekter Ort, um die Unterwasserwelt zu filmen und zu fotografieren.
Weiter geht es durch ein Labyrinth aus Riffsäulen und kleineren „Kathedralen“. Die Sicht ist hervorragend, und wir können die Vielfalt der Meeresbewohner in ihrer ganzen Pracht bewundern. Es gibt so viel zu sehen, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Nach etwa zehn Minuten verlassen wir die geheimnisvolle Höhle und folgen weiter dem Verlauf der imposanten Rifflandschaft. Der sandige Meeresboden breitet sich vor uns aus wie eine Schatzkammer der Natur: Überall sehen wir große und kleine Korallenblöcke, die von lebendigem Treiben erfüllt sind. Es ist, als hätte die Natur ihr Füllhorn ausgeschüttet.
Ein besonders beeindruckender Korallenblock beherbergt eine große Muräne, die sich fast schamlos vor uns präsentiert und in Pose setzt. Sie wirkt völlig entspannt, und unsere Tauchgruppe nimmt Rücksicht auf ihre Ruhe. Wir bewundern sie nur kurz, um sie dann wieder in die friedliche Stille des Ozeans zurückzuziehen (auch wenn diese Stille von den Klick- und Tickgeräuschen des Riffs durchbrochen wird, ist es dennoch eine beruhigende Erfahrung).
Nach etwa 50 Minuten beenden wir den Tauchgang wie gewohnt mit einem Safety-Stop und freuen uns darauf, unsere Erlebnisse während der Pause an Deck Revue passieren zu lassen.
Als wir nach etwa zehn Minuten wieder auftauchen, erfahren wir von der Schnorchlergruppe, dass sie das unglaubliche Glück hatten, mit Delfinen zu schwimmen. Ein leises Grollen der Enttäuschung geht durch unsere Gruppe, doch die Freude über den gelungenen Tauchgang überwiegt.
Eine Pause an Bord
Zurück an Bord machen wir eine Pause und lassen die Erlebnisse des ersten Tauchgangs Revue passieren. Die Crew hat für uns ein üppiges Buffet und Getränke vorbereitet, und wir genießen die Sonne und die sanften Wellen des Meeres. Wir sind gespannt, was der zweite Tauchgang am Nachmittag bringen wird. Während wir vor uns hindösen und die Ruhe genießen, kommt schon wieder geschäftiges Treiben auf; mit einem Auge beobachte ich schon wieder die Guides, die schon die ersten Gäste freundlich wecken und zum zweiten Briefing „mahnen“.
Herrjeh, schon wieder Tauchen!
Der zweite Tauchgang: Begegnung mit der Unterwasserwelt
Nach einer zu kurzen Pause sind wir wieder bereit, in die Tiefen des Roten Meeres einzutauchen. Die Sicht ist nach wie vor hervorragend – auch wenn die Strahlen der Sonne merklich tiefer stehen. Wir gleiten diesmal in rund 18 Meter Tiefe. Gleich zu Beginn werden wir von einem Schwarm Glasfische umgeben. Ihr glitzerndes Schuppenkleid reflektiert das Sonnenlicht und schafft ein faszinierendes Schauspiel. Kurz darauf entdecken wir eine weitere Riesenmuräne, die majestätisch aus ihrem Versteck herausragt. Ihr Anblick ist beeindruckend, und wir halten respektvollen Abstand, um sie nicht zu stören.
Der Höhepunkt dieses Tauchgangs ist jedoch ein noch recht junger und dementsprechend kleiner Weißspitzen-Riffhai, der scheinbar unbeeindruckt von unserer Anwesenheit seine Bahnen zieht. Seine Vorstellung dauert leider nur wenige Sekunden und mir gelingen einfach keine Aufnahmen, aber das tut dem freudigen Erlebnis keinen Abbruch. Die Begegnung ist einfach atemberaubend und zeigt einmal mehr die Vielfalt und Schönheit der Unterwasserwelt des Roten Meeres. Nach etwa 49 Minuten tauchen wir wieder auf und kehren mit strahlenden Gesichtern zum Boot zurück.
Die Heimfahrt: Ein unvergessliches Erlebnis
Unsere Rückfahrt zum Hafen von Marsa Alam wird von einem ganz besonderen Highlight gekrönt. Einige Delfine begleiten unser Boot und zeigen uns ihre Kunststücke. Sie springen aus dem Wasser, drehen sich in der Luft und tauchen dann wieder elegant ein. Es scheint fast so, als würden sie sich von uns verabschieden und uns für den nächsten Besuch im Dolphin House einladen. Diese Begegnung ist der perfekte Abschluss für einen unvergesslichen Tag.
Fazit: Ein Tag voller Abenteuer und Emotionen
Unser Ausflug zum Dolphin House war mehr als nur ein Tauchgang. Es war wie so oft am Roten Meer ein Eintauchen in eine faszinierende Welt voller Farben, Formen und Lebewesen. Die Begegnungen mit den Korallen, Fischen und natürlich den Delfinen haben uns tief berührt und gezeigt, wie wertvoll und schützenswert diese Unterwasserwelt ist. Auch wenn wir selbst nicht mit den Delfinen schwimmen konnten, haben uns die Erzählungen der Schnorchlergruppe und die abschließende Begleitung der Delfine auf der Rückfahrt gezeigt, dass diese besonderen Momente möglich sind.
Wir sind dankbar für diese Erlebnisse und die Erinnerungen, die uns noch lange begleiten werden. Die Schönheit und Vielfalt des Roten Meeres haben uns verzaubert und lassen uns mit einem Lächeln auf die nächsten Abenteuer blicken. Tauchen ist nicht nur ein Sport, sondern auch eine Reise in eine andere Welt, die uns immer wieder aufs Neue fasziniert und begeistert.