Die Boot: Konsumschlacht oder Messe für Innovationen?

Alle Jahre wieder: Die Boot 2025

Die boot Düsseldorf 2025 ist mal wieder da – vom 18. bis 26. Januar können sich Wassersportfans auf 17 Messehallen mit allem, was schwimmt, taucht und paddelt, stürzen. Aber halt, stürzen ist vielleicht das falsche Wort, denn hier geht’s weniger um Entdeckergeist und Abenteuerlust, sondern um Konsum in XXL. Auch in den Tauchhallen 11 und 12 spürt man vor allem eines: den kräftigen Atem der Wirtschaft. Doch zwischen glänzenden Yachten und funkelnden Tauchausrüstungen stellt sich die Frage: Innovation oder doch nur Altbekanntes im neuen Gewand?

Tauchen auf der boot: Zwischen Must-Have und Déjà-vu

Wer als Tauchsportbegeisterter die Messe betritt, wird sich schnell zwischen Euphorie und Déjà-vu verlieren. Klar, die Tauchindustrie fährt hier ordentlich auf: Hochglanzstände, bunte LED-Wände und alles, was glänzt, schimmert oder zumindest teuer aussieht. SUEX präsentiert seine neueste Generation von Scootern, die fast so viel kosten wie ein Mittelklassewagen. OCEANREEF zeigt Vollgesichtsmasken, die einen Unterwasser wie ein futuristischer Cyborg aussehen lassen – natürlich für den Hobbytaucher gedacht, der gerne tief in die Tasche greift. Wir müssen gestehen, dass wir während all unsere Jahre und Tauchgänge, die wir von der Redaktion bereits auf dem Buckel haben, noch nie einen einzigen Taucher mit Vollgesichtsmasken erblickt haben.

Auf dem Stand eines Kompressoranbieters herrscht unter der Woche noch wenig Trubel

Neuerungen? Nun ja, mit viel gutem Willen lassen sich der Aqua Dance Flow Workshop mit Julie Gautier oder das Mermaid-Fotoshooting als frische Ideen verkaufen. Klar, es macht Spaß, einmal wie eine Meerjungfrau zu posieren, aber ist das wirklich die Zukunft des Tauchsports?

Reiseanbieter: Paradiesische Ziele, paradiesische Preise

Auch die Reiseanbieter haben sich auf der boot nicht lumpen lassen. Von Malediven bis Ägypten, von Thailand bis Galapagos – die Traumziele stapeln sich wie Flyer an den Ständen. Was sofort auffällt: Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen groß auf den Bannern, aber leise fragt man sich, ob diese Versprechen mehr sind als PR-Phrasen. Denn eins ist klar: Eine Flugreise um die halbe Welt ist schwer mit grünem Gewissen zu vereinbaren, egal wie viele Korallenpflanzprojekte die Anbieter bewerben. Ist das schon Greenwashing, das nur dazu dient, das ökologische Gewissen der Anbieter und Kunden reinzuwaschen? Oder ist das bereits ein erkennbarer positiver Trend? Ganz gleich, das Umweltthema ist mehr und mehr gesellschaftlich verankert und auch die Tauchbranche sieht sich genötigt, das Thema auf die Agenda zu nehmen.

Wie immer breit vertreten: Die Reisebranche

Für Tauchfreunde mit kleinerem Budget gibt’s immerhin ein paar gute Nachrichten: Deutsche Seen, etwa der Fühlinger See bei Köln, rüsten auf. Ein Anbieter berichtete stolz von 11 neuen Tauchspots, die den heimischen Gewässern ein wenig mehr Glanz verleihen sollen. Die Frage bleibt: Wer will in Deutschland tauchen, wenn die Messe mit kristallklarem Wasser aus den Tropen lockt?

Und dann war da noch… die Bundeswehr

Der Stand der Bundeswehr war zumindest… bemerkenswert. Warum die Bundeswehr, die für ihre Kampfschwimmer und Minentaucher bekannt ist, ausgerechnet auf einer Freizeitmesse vertreten ist, bleibt ein Rätsel, das wohl nur die PR-Abteilung des Verteidigungsministeriums beantworten kann. Sicher, es gab ein bisschen Action und Infos zu Helmtauchern, aber mal ehrlich: Wer auf der boot in den Hallen der 11 und 12 in Sachen „Tauchen“ unterwegs ist, sucht eher das nächste Schnorchelparadies als Einblicke in militärische Unterwasseroperationen.
Natürlich ist der Hintergrund klar: Man will neue Wege in der Rekrutierung angehen, aber ob hier auf der boot die richtige Zielgruppe angesprochen werden kann, bleibt fraglich: Den jungen Nachwuchs konnten wir bei unserem Besuch nicht sichten. Vielleicht dient der Auftritt ja vielleicht dem positiven Imagetransfer – wer weiß!

Am Stand der Bundeswehr steht diese alte Seemine

Ironischerweise fügt sich der Auftritt der Bundeswehr aber gut ins Gesamtbild der Messe ein: ein bisschen Spektakel, ein bisschen Unterhaltung gepaart mit actiongeladenen Videos und Hochglanzbildern, die vermutlich eine junge Zielgruppe ansprechen soll. Aber am Ende klingt da doch eine leichte Dissonanz heraus, wenn man darüber nachdenkt, worum es hier eigentlich geht.

Ein teurer Spaß: Eintritt, Parken und Co.

Für alle, die Lust auf einen Besuch haben, hier die harten Fakten: Für den Eintritt blättern Messebesucher ab 19,- Euro hin – Kinder unter 13 Jahren haben dürfen erfreulicherweise kostenlos rein. Dazu kommen noch Parkgebühren, wenn man mit dem Auto anreist – und das kann mit weiteren 11,- EUR Parkgebühren schnell ins Geld gehen. Wer mit dem Presseausweis oder als Messemitglied kostenlosen Zugang hat, darf sich glücklich schätzen. Für den Normalbürger heißt es jedoch: Eintrittspreis plus Spritkosten plus Parkgebühr gleich ein Tag, der ins Geld geht – und dann locken noch die vielen Messeangebote, die schnell das Konto erleichtern können.

Fazit: Lohnt sich die boot 2025?

Die boot Düsseldorf 2025 ist das, was man erwartet: eine riesige Bühne für die Wassersportindustrie, mit all ihren glänzenden Produkten und ihren ebenso glänzenden Preisschildern. Für Taucher gibt es viele sehenswerte Stände und ein paar nette Mitmachaktionen, aber echte Neuerungen sucht man oft vergebens.

Wer Lust auf eine Konsumschlacht im Tauchanzug hat, sollte sich die Messe auf keinen Fall entgehen lassen. Es lassen sich wie gewohnt gute Messeschnäppchen machen und Tauchsportler haben die Möglichkeit, Equipment zu begutachten, anzuprobieren und natürlich auch vor Ort zu kaufen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Reisebranche. Hier gibt es zahlreiche Messeangebote, über die man sich ausführlich informieren lassen kann. Ebenso interessant sind auch die Messeaktionen der Reiseanbieter, bei denen man durchaus einen echten „Schnapper“ machen kann. Alle anderen können sich vielleicht das Eintrittsgeld sparen und direkt in den nächsten Urlaub investieren – vorzugsweise ohne einen Stand der Bundeswehr in Sichtweite.

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