…mal wieder ein Buch lesen. Ja, das wollte ich wirklich – offline, nicht virtuell sondern real. Das Gewicht eines Buches in der Hand spüren, die Fingerspitzen wieder mal zum Blättern und nicht zum scrollen nutzen.
Tja, gute Vorsätze brauchen etwas länger, die Umsetzung deutlich mehr. Kurzum: Ich wusste nicht was! Belletristik? Sachbuch? Biografie? Noch während ich mich mit der Idee herumschlage, erhalte ich unverhofft Post vom Rowohlt Verlag.
Seltsam, ich hatte nichts bestellt.
Irritiert reiße ich die Lasche der Kartonage auf und entdecke den glänzenden Einband eines Hardcovers, das sich – wie unschwer erkennbar – um das Thema Tauchen dreht. Es sieht hochwertig aus – nun, das tun für mich alle gebundenen Bücher.
Aber bereits der Blick auf den Umschlag macht neugierig und weckt erste Sehnsüchte.
Buch und Einband überzeugen
Das Umschlagfoto zeigt zwei Höhlentaucher in glasklarem Wasser, umgeben von Stalagmiten – offensichtlich in einer der Zenoten Yucatáns. Ein Bild, das schöner nicht in Szene gesetzt werden kann.
Auch wenn ich dem Höhlentauchen leider nichts abgewinnen kann – bei sogenannten Overhead-Environments (geschlossenen Räumen) plagen mich klaustrophobische Ängste – übt das Bild eine gewisse Faszination auf mich aus.
Ich schlage auf, überfliege den Klappentext und blättere weiter zum Inhaltsverzeichnis.
Schnell wird klar: Es geht um Unterwasserarchäologie. „Hmmmmm… könnte interessant sein“, denke ich mir, und schlage zufällig einige Seiten auf, deren Text ich ebenso überfliege wie zunächst den Klappentext.
Auch zahlreiches Bildmaterial ist enthalten und weckt Interesse am Lesestoff.
Die Entscheidung fällt, ich lese weiter!
„Guter Stoff“
Der aus München stammende Autor, Dr. Florian Huber, beschreibt in angenehmem Erzählstil seine Erlebnisse bei seinen archäologischen Expeditionen auf zahlreichen Kontinenten und an noch zahlreicheren interessanten Schauplätzen dieser Erde.
Und es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Ob Schiffsfriedhof in Truk Lagoon im Pazifik, Erforschung der Mayakultur unter Wasser in den Zenoten Yucatáns oder Rekonstruktion der Geschichte des Deutschen U-Bootes UC-71: Der Autor versteht es, den Leser mit auf die spannende Forschungsreise zu nehmen – und das gemütlich von der Couch zuhause aus.
Hin und wieder gelingt es dem Autor, meine Sehnsüchte zu wecken. Dann frage ich mich, ob ich nicht wie er seinen Traum zum Beruf machen kann. Aber ich muss mir eingestehen, dass ich bei dem ein oder anderen Unterfangen sicher in punkto Wagemut den sprichwörtlichen Schwanz eingezogen hätte; Tauchen in Höhlensystemen oder Zenoten – leider geil, aber „nein Danke“ für mich.
Im Gegensatz zu mir, scheint dem enthusiastischen Wissenschaftler und Profitaucher Huber kein Wagnis scheint zu groß, um auch das letzte unter dem Meerespiegel verborgene Geheimnis zu lüften.
Dabei stößt das wissenschaftliche Team um Florian Huber immer wieder an Grenzen und Hindernisse, die es zu überwinden gilt.
Edutainment wie es sein soll
In nur 3 Tagen habe ich die 336 Seiten des Buches verschlungen… für meine Verhältnisse darf ich „verschlungen“ sagen. Andere Leser werden da sicherlich weitaus schneller lesen – aber man möge mir dies bitte großzügig nachsehen.
Auch wenn mich generell bestimmte Themen nicht unbedingt von vorherein interessiert haben, so waren sie allemal spannend zu lesen und ich konnte mich im Verlauf tatsächlich dafür begeistern.
Die Welt mit den Augen des Wissenschaftlers sehen
Für mich war es durchweg interessant, die Welt für einen kurzen Zeitraum mal mit den Augen des modernen Wissenschaftlers sehen zu können.
In narrativer Form geschrieben liest sich das Buch nicht wie ein trockener, wissenschaftlicher Schinken, sondern eher wie ein moderner Blog – nur eben wissenschaftlich fundiert und in einem auch für Nicht-Wissenschaftler gut verdaulichen Romanstil – noch dazu in gebundener Ausgabe in Buchform.
Im Übrigen, wer das Buch lieber doch in digitaler Form erstehen möchte, für den ist „Tauchgang ins Totenreich“ auch als eBook erhältlich.
Buch und eBook erscheinen ab dem 25.11.2016.