Der Pottwal (Physeter catodon oder Physeter macrocephalus) ist der größte Zahnwal (Odontoceti) im Ozean und zählt zur Ordnung der Cetacea. Sie zählen zugleich zu den größten Säugetieren des Planeten.
Morphologie des Pottwals
Während der weibliche Pottwal bis zu 12 Meter lang werden und dabei ein Gewicht von knapp 50 Tonnen erreichen können, bringen es männliche Pottwale auf bis zu 20 Metern Körpergröße bei einem Gewicht von an die 60 Tonen.
Der große, eckig wirkende Kopf, macht teilweise mehr als ein Drittel des gesamten Körpers des Wales aus. Es verfügt über einen verhältnismäßig filigranen Unterkiefer, der mit kegelförmigen spitzen Zähnen bewehrt ist.
Der Oberkiefer ist zahnlos. Das Blasloch des Pottwals sitzt am vorderen Ende des Kopfes auf der linken Seite und ist charakteristisch in einem 45° Winkel geneigt. Die Brustflossen sind kurz und paddelförmig.
Die Fluke ist breit, dreieckig und nur schwach gegabelt.
Vorkommen und Lebensweise
Die großen Zahnwale sind nahezu über beide Hemisphären des Planeten verbreitet. Sowohl auf der Südhalbkugel als auch der Nordhalbkugel sind die Tiere je nach Jahreszeit anzutreffen.
Pottwale sind äußerst soziale Tiere: Weibliche Pottwale bilden große soziale Verbände mit ihren Kälbern. Die geschlechtsreifen Bullen schließen sich ihrerseits in Gruppen zusammen und treffen mit den Pottwal-Kühen erst wieder zur Paarungszeit zusammen. Nur die alten Bullen zählen als Einzelgänger.
In der Tiefe auf der Jagd nach Rekorden
Pottwale sind Rekordjäger: Bis zu 3.000 Meter tief sollen Pottwal-Bullen tauchen können. Ein derartiger Tauchgang kann bis zu 2 Stunden dauern. Ihr einzigartiger Stoffwechsel ermöglicht ihnen diese Tieftauchgänge, indem dieser auf ein Minimum heruntergefahren wird.
Zudem wird die Blutversorgung auf die lebenswichtigen Organe während des Tauchgangs beschränkt.
Nahrung und Fortpflanzung
Pottwale ernähren sich vorwiegend von Kopffüßern wie Kalmaren und Oktopoden. Reste ihrer speziellen Nahrung werden bis heute in Mägen gestrandeter Pottwale gefunden. Insbesondere die Männchen lassen sich bei der Jagd auf Kämpfe mit einem Giganten unter den Cephalopoden ein: Dem Riesenkalmar, dessen Kampfspuren oft auf der dicken Haut von Pottwalen gefunden werden.
Dabei ortet der Pottwal seine Beute mit Klicklauten, die ähnlich wie beim Sonar ein Schallwellenbild der Umgebung widergeben.
In jüngster Zeit wird angenommen, dass das Sonarsystem der Pottwale auch als Jagdwaffe eingesetzt wird. Mit extrem lauten Schallwellen sollen Riesenkalmare und andere Beutetiere betäubt und sogar getötet werden. Und das erleichtert die Aufnahme ihrer bevorzugten Nahrung und minimiert das Risiko ernsthafter Verletzungen im Kampf mit dem großen Tintenfischen.
Während der Paarungszeit treffen weibliche und männliche Pottwalschulen zusammen. Lediglich ein dominantes Männchen hält sich dabei gleich mehrere Pottwal-Damen und paart sich mit diesen.
Nach einer angenommenen Tragezeit von etwa 15 Monaten bringt die Pottwal-Kuh ihr Junges mit einer Länge von 4 bis 5 Metern zur Welt. Bei der Geburt werden die gebärenden Kühe von ihren Artgenossen oftmals gegen Gefahren abgeschirmt.
Pottwal und Mensch
In Zeiten der industriellen Revolution und beginnender Technisierung stieg die Nachfrage nach Lampenölen und Schmierstoffen extrem. Und parallel zur Nachfrage stiegen auch die Preise, was eine ungeahnte Gier nach den aus dem Pottwal gewonnen Ölen und Fetten auslöste.
Große Walfangflotten wurden aufgerüstet, um den lukrativen Wirtschaftszweig des Walfangs besser bedienen und ausbauen zu können. Mit kleinen Beibooten wurde den Pottwalen zu Leibe gerückt. Von den wendigen Booten aus wurde der Pottwal harpuniert und mit Lanzen erlegt. Der Todeskampf des harpunierten Tieres konnte sich mitunter Stunden hinziehen. Die Kadaver der Tiere wurden auf den großen Industrieschiffen zerlegt und verarbeitet.
Beim Auskochen des Blubbers – der dicken Speckschicht der Wale – waren die Walfangschiffe oftmals komplett in Öl-Rauch gehüllt.
Auf den Azoren wurden die erlegten Pottwale mit motorisierten Booten an die nahe gelegene Küste gezogen und in den dort ansässigen Walfangfabriken direkt verarbeitet.
Dabei waren der Blubber, die dicke Fettschicht der Wale, die zur Gewinnung von Lampenölen genutzt wurde, der Walrat aus dem Kopf des Pottwales (auch Spermaceti) für Kerzen und Schmierstoffe sowie das Ambra, eine graue, wachsartige Substanz aus dem Verdauungsapparat des Pottwals, das früher zu Parfumherstellung genutzt wurde, die begehrtesten Walprodukte.
Keine archaische Jagd – es ging nur um den Profit
Fleisch und die Knochen galten eher als als Abfallprodukt und dienten getrocknet und zermahlen als Tiernahrung und Dünger. Wer noch zunächst mit verklärten Blick auf die archaischen Walfangzeiten zurückblicken mag und denkt, dass hier hartgesottene Männer im Kampf Mann gegen Natur Nahrung für die hungrigen Mägen zuhause erbeuten wollten, der sei eines besseren belehrt. Es war der reine Profit, der die Walfänger bis zuletzt auf den Azoren antrieb.
Weltweit wurden die Tiere bis 1981 mit modernen Fangschiffen kommerziell gejagt.
Die drastisch geschrumpften Bestände werden heutzutage durch ein kommerzielles Walfangverbot geschützt. Nur noch wenige Urvölker wie die Inuit als auch ein kleiner Volkstamm auf Indonesien dürfen die Wale auf traditionelle Weise bejagen.
Die IUCN weist den Pottwal in der Roten Liste als gefährdet aus.