Der Weißspitzenhochseehai - ein imposanter Meeresräuber

Der Weißspitzen-Hochseehai

Der Weißspitzen-Hochseehai, wissenschaftlich bekannt als Carcharhinus longimanus, ist ein bemerkenswertes Mitglied der Requiem- oder Grauhaifamilie. Dieser Hai ist in den warmen Gewässern der tropischen, subtropischen und warm-gemäßigten Regionen weltweit verbreitet und gehört zu den größten Haien der Ozeane. Er wird als gefährlich für Menschen eingestuft, da zahlreiche Angriffe dokumentiert sind. Durch die intensive Hochseefischerei ist die Population dieser einst häufigen Art stark zurückgegangen, was sie mittlerweile als vom Aussterben bedroht klassifiziert.

Merkmale des Weißspitzen-Hochseehais

Der Weißspitzen-Hochseehai kann eine beeindruckende Körperlänge von bis zu 390 cm erreichen, wobei er selten mehr als 300 cm lang wird. Die durchschnittliche Länge liegt bei 180 bis 190 cm, und Weibchen sind in der Regel größer als Männchen. Das Gewicht dieses Haies kann bis zu 170 Kilogramm betragen, wobei das bisher schwerste Exemplar 167,5 kg wog. Der Körperbau dieses Haies ist typisch für die Requiemhaie, oft mit einem leichten Buckel.

Eine der auffälligsten Eigenschaften des Weißspitzen-Hochseehais sind seine langen, abgerundeten Flossen, insbesondere die erste Rückenflosse und die flügelartigen Brustflossen. Die erste Rückenflosse beginnt direkt hinter dem Ende der Brustflossen, während die zweite deutlich kleiner ist. Die Analflosse ist größer als die zweite Rückenflosse und endet in einer langen Spitze. Die Schwanzflosse hat einen kleinen unteren und einen großen oberen Lappen.

Farblich ist der Hai grau-braun bis bronzefarben oder bläulich, abhängig von der Region. Der Bauch ist weiß mit einem scharfen Übergang zu den Flanken und kann einen gelblichen Ton aufweisen. Die Brustflossen sind an den Unterseiten weiß und nehmen an den Kanten die Rückenfarbe an. Die Schwanzflosse und die ersten Rücken-, Brust- und Bauchflossen haben markante weiße Spitzen, die bei Jungtieren besonders ausgeprägt sind. Erwachsene Haie können diese Spitzen verlieren. Die Schnauze ist lang und abgeflacht, die Augen klein und rund mit einer Nickhaut, und die Zähne sind dreieckig mit gesägten Kanten.

Verbreitung und Lebensraum

Der Weißspitzen-Hochseehai bewohnt tropische und subtropische Hochseeregionen, wo die Wassertemperaturen zwischen 18 °C und 28 °C liegen. Er ist im westlichen Atlantik von Maine bis Argentinien, in der Karibik und im Golf von Mexiko verbreitet. Auch im Roten Meer und im gesamten Indischen Ozean ist er anzutreffen. Im westlichen Pazifik erstreckt sich sein Lebensraum von China bis Australien und den Philippinen, während er im Zentralpazifik in der Nähe von Hawaii, Tahiti und dem Tuamotu-Archipel vorkommt. Im östlichen Pazifik wurde er vor den Galápagos-Inseln, Südkalifornien und Peru gesichtet. Im Mittelmeer ist er selten und ein Gelegenheitsgast.

Der Weißspitzen-Hochseehai bevorzugt offenes Freiwasser über tiefen Meeresgebieten sowie Kontinental- und Inselsockeln mit Wassertiefen von mindestens 35 Metern. Er hält sich vorwiegend in den warmen Oberflächenschichten auf und taucht selten tiefer als 150 Meter. Die maximal dokumentierte Tiefe liegt zwischen 230 und 1082 Metern.

Lebensweise und Verhalten

Dieser Hai ist ein aktiver und athletischer Schwimmer, der sowohl tagsüber als auch nachts aktiv ist. Dabei legt er weite Strecken zurück. Körperbau Er ist vorwiegend ein Einzelgänger, kann sich aber zur Jagd in Gruppen zusammenschließen. Der Weißspitzen-Hochseehai ist bekannt für seine Neugier und nähert sich oft Tauchern. In Konkurrenzsituationen – beispielsweise wenn es um Territorien oder auch Beute geht – kann er aggressiv werden.

Er ernährt sich von mittelgroßen bis großen Hochseefischen wie Stachelmakrelen, Goldmakrelen, Thunfischen, Schwertfischen und Barrakudas. Auch Meeresschildkröten, Delfine, Tintenfische, Meeresvögel und Krebse gehören zu seiner Beute. Er ist wie viele andere Haie auch ein opportunistischer Räuber und frisst auch Abfall und Kadaver.

Fortpflanzung

Der Weißspitzen-Hochseehai ist lebendgebärend (vivipar) und bringt nach etwa 12 Monaten Tragzeit 1 bis 15 Jungtiere zur Welt. Die Weibchen gebären ihre Jungen in seichten Küstengebieten. Jungtiere sind bei der Geburt etwa 60 bis 65 cm groß und haben schwarze Flossenspitzen. Die Geschlechtsreife erreichen sie mit 175 bis 200 cm Länge.

Menschen und Weißspitzen-Hochseehaie

Der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) kann für Menschen gefährlich werden, auch wenn Begegnungen aufgrund seines Lebensraums fern der Küsten selten sind. Er wird oft als eine der Haiarten beschrieben, die für Menschen am gefährlichsten sind, insbesondere in Situationen, in denen Menschen auf offener See gestrandet sind. Historisch gesehen, gab es mehrere dokumentierte Fälle von Haiangriffen durch Weißspitzen-Hochseehaie, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs.

Ein junger Weißspitzen-Hochseehai am Elphinstone Riff

Historische Angriffe und Gefährlichkeit

Während des Zweiten Weltkriegs ereigneten sich einige der bekanntesten Haiangriffe auf Menschen, die auf das Konto des Weißspitzen-Hochseehais geschrieben werden. Die Opfer solcher Angriffe waren oft Überlebende von Schiffshavarien oder Flugzeugabstürzen. Ein prominentes Beispiel ist das Schicksal der Überlebenden des US-amerikanischen Kriegsschiffs USS Indianapolis, das im Juli 1945 torpediert wurde. Viele der im Wasser treibenden Überlebenden fielen Haien zum Opfer, wobei der Weißspitzen-Hochseehai eine bedeutende Rolle gespielt haben soll. Dieses Ereignis wurde in dem Film „Der weiße Hai“ eindrucksvoll dargestellt, insbesondere in einem Monolog des Charakters Quint, gespielt von Robert Shaw.

Ein weiteres Beispiel ist die Versenkung des Schiffes Nova Scotia durch ein deutsches U-Boot vor der Küste von Natal. Das südafrikanische Oceographic Research Institute berichtete, dass viele der Überlebenden von Weißspitzen-Hochseehaien getötet worden sein könnten. Diese Vorfälle zeigen die potenzielle Gefahr, die dieser Hai für Menschen in Notlagen darstellt.

Verhalten gegenüber Tauchern

Abseits historischer Tragödien gibt es zahlreiche Berichte von Tauchern, die von Weißspitzen-Hochseehaien verfolgt oder umkreist wurden. Diese Haie sind bekannt für ihre Neugier und ihre Beharrlichkeit. Taucher berichten oft, dass die Haie sehr nah kommen und sie ausdauernd beobachten. Jacques-Yves Cousteau, der berühmte Meeresforscher, beschrieb den Weißspitzen-Hochseehai als die für Menschen gefährlichste Haiart. Sicherlich ein wenig reißerisch, doch bis heute kommt es immer wieder zu Unfällen mit den imposanten Raubfischen. Zuletzt waren die Brother Islands betroffen, an denen sich kleinere Unfälle mit den Hai gehäuft hatten, was die ägyptischen Behörden dazu veranlasst hatte, die „Brothers“ übergangsweise zu sperren.

Konflikte mit Fischern

Fischer haben ebenfalls regelmäßig Begegnungen mit Weißspitzen-Hochseehaien, besonders bei der Hochseefischerei. Diese Haie werden oft als Beifang in Langleinen- und Schleppnetzen gefangen. Ihre großen Flossen sind wegen der Haifischflossensuppe begehrt, weshalb viele Haie gefangen und ihre Flossen abgeschnitten werden, während der Rest des Körpers ins Meer zurückgeworfen wird. Diese Praxis hat erheblich zur Gefährdung der Art beigetragen.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Die intensive Fischerei hat die Population des Weißspitzen-Hochseehais drastisch reduziert. Er wird als Beifang bei der Hochseefischerei gefangen und seine Flossen sind begehrt für Haifischflossensuppe. Die IUCN stuft ihn als gefährdet ein. Einige Populationen im Atlantik gelten als kritisch gefährdet. Von 1992 bis 2000 sind die Bestände um über 70 % zurückgegangen, im Golf von Mexiko sogar um 99,3 % seit den 1950er Jahren.

Auf der CITES-Konferenz 2013 wurde eine Regulierung des Handels mit Weißspitzen-Hochseehaien beschlossen, die 2014 in Kraft trat. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren und ihren Bestand langfristig zu sichern.

1 Kommentar zu „Der Weißspitzen-Hochseehai“

  1. Hach, das ist ein wirklich tolles Tier. Früher, als an den berühmten Tauchplätzen in Ägypten nicht so viel Betrieb war, gab’s auch noch welche zu sehen. Heutzutage nehmen selbst die neugierigen Tiere reissaus. Elphinstone und co. ist nichts mehr für uns.

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