Ein wahrhaft schönes Tauchrevier ist sie nicht, die Bucht von Abu Dabab, aber zweifellos ein faszinierendes.
Die Bucht liegt an direkt an einer der wichtigen Küstentraßen in Ägypten, die Marsa Alam mit Hurghada verbindet. In unmittelbarer Nähe des Tauchspots befindet sich eine Hotelburg, die ein weiteres Mal den Bauwahn der ägyptischen Tourismusindustrie belegt und daher ist der angrenzende Strand oftmals überfüllt mit sonnenhungrigen Touristen.
Die Badenden, die an der Wasseroberfläche wild planschen und toben, haben oft keine Ahnung, welch interessantes Tauchgebiet sich zu ihren Füßen erstreckt.
Im Widerspruch dazu wirkt die Szenerie unter Wasser geradezu eintönig.
Ein leicht abschüssiges sandiges Areal erstreckt sich, soweit das Auge reicht.
Zur nördlichen Seite hin erhebt sich die Wand eines Riffs, das sicher nicht zu den schönsten der Welt zählt. Hie und da wird der sandige Boden von Seegraswiesen durchbrochen. Eine Augenweide sind sie nicht, die mit Schlamm, Algen und Sand überzogenen Seegraswiesen. Aber sie bieten zahlreichen Meeresbewohnern Unterschlupf und Nahrung.
Seltsames „Zeuchs“
Wer genauer hinsieht, kann hier den seltenen Flügelrossfisch entdecken.
Und auch die nahen Verwandten der Seepferdchen, die Seenadeln, trifft man hier häufig an. Gut getarnt liegen sie zwischen den Halmen der Pflanzen versteckt.
An verschiedenen Stellen graben sich Sandaale im Sand ein und warten geduldig auf vorbeischwimmende Beute. Und hin und wieder zieht eine Gruppe Sepien in ihrem bevorzugten Revier ihre Bahnen.
Recht häufig trifft man auf Pilotmakrelen und Barben, die den Boden nach Nahrung durchwühlen und auch Kugel- und Igelfische wie auch Trompetenfische sind oft anzutreffen.
Zu den wirklichen Highlights des Tauchplatzes zählen aber andere Kaliber: Mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft man bei diesem Tauchgang auf die 3 großen grünen Meeresschildkröten, die hier leben und gemütlich die Seegraswiesen abweiden.
Sie sind an Taucher gewöhnt und wer ruhig und besonnen verhält, kann ihnen auch ganz nahe kommen – aber wie immer beim Tauchen heißt auch hier die Devise: „Don’t touch anything and leave nothin‘ but bubbles!“
Die Tiere sollen ungestört ihrer Beschäftigung – der Nahrungsaufnahme – nachgehen können. Daher versteht es sich von selbst, dass die Tauchgäste die Tiere nicht in ihrem natürlichen Verhalten stören sollten.
Scheuer Zeitgenosse: Der Gitarrenhai
Mit noch etwas mehr Glück können die Taucher ein weiteres spezielles Lebewesen entdecken: Immer wieder durchstreift ein Pärchen Gitarrenhaie das Areal in der Bucht auf der Suche nach Beute. Die Tiere sind sehr scheu und „verduften“ sobald sie die Geräusche der Taucher und deren Luftblasen wahrnehmen.
Bühne frei für den Dugong
Aber weder Gitarrenhai noch Riesenschildkröte, weder Pilotmakrele noch Sandaal und Flügelrossfisch sind die eigentliche Attraktion des Tauchspots in der Bucht von Abu Dabab.
Der eigentliche Star des Reviers ist der nahe Verwandte des amerikanischen Manatees – der Dugong. Die große Seekuh findet hier reichlich Nahrung, denn auch sie labt sich an den üppigen Seegraswiesen der Bucht. Mit ihrer rüsselähnlichen Schnauze „saugt“ sie das Seegras geradezu aus dem sandigen Untergrund.
Nicht nur in Zeiten der alten Seefahrer sorgten Sichtungen der Tiere für Wirbel, hielt man die Tiere damals noch für sagenunwobene Meerjungfrauen. Noch heute ist der Trubel um die Tiere groß – stellen sie doch ein wirklich großes Erlebnis bei einem Tauchgang dar.
Zudem sind die Sichtungen selten geworden, da mit den schwindenden Seegraswiesen auch die Bestände der Seekühe einhergehen.
Fazit
Abu Dabab ist für jeden Taucher sehenswert. Sicher ist der touristische Rummel am Strand und im Wasser, bedingt durch die umliegenden Hotelanlagen und angereiste Tauchgruppen, sowohl für Mensch als auch Tier grenzwertig.
Dennoch bestehen beste Chancen, im diffusen Licht des durch Schwebstoffe durchsetzten Meerwassers zahlreiche „Specials“ zu entdecken. Wer die Chance hat, hier zu Tauchen, ders sollte diese unbedingt nutzen.