Der Tauchplatz El Toro in Indonesien, wo ich meinen ersten Manta gesehen habe sowie meine erste Schule Büffelpapageienfische, ist einer der unglaublichsten Tauchspots, den ich jemals erleben durfte.
Das Riff vor dem Toro lässt sich als kesselförmig beschreiben. Über Jahrmillionen wurde hier die Riffformation von der Meeresströmung ausgewaschen, so dass die beschriebene Kesselform entstehen konnte.
Was von dem schönen Riff noch immer übrig ist, ist der ungebremsten Gewalt des Ozeans direkt ausgesetzt. Für uns Taucher bedeutet dies, dass uns die Strömung ständig zur Riffwand drückt. Zunächst ist der Umstand noch recht angenehm, da wir einen entspannten Strömungstauchgang mit der Strömung erleben.
An verschiedenen Plätzen machen wir kurz Halt, um ums diverse Besonderheiten ansehen zu können: Wir finden einige kleinere Putzerstationen, an denen Putzergarnelen und Fische eifrig ihre Dienste anbieten.
Im späteren Verlauf des Tauchganges zieht in weiter Distanz ein einsamer Manta vorbei. Gerade noch rechtzeitig erhasche ich einen Blick auf das Tier und kann nun endlich behaupten, einen Manta in freier Wildbahn gesehen zu haben.
Mein erster Manta ist nicht von Opel!
Dann geht es weiter entlang der „Kesselwand“ und in der Mitte des Kessels entdecken wir eine Formation Makrelen, die im Gegensatz zu uns Tauchern entspannt in der Strömung verharrt. Kaum ein Flossenschlag ist nötig, um die schnellen Fische in Position zu halten, während wir uns die Seele aus dem Leib strampeln, um auf Kurs zu bleiben.
Dahinter taucht eine kleine Schule Papageienfische auf und entschwindet wieder, als ein Fotograf aus unserer Gruppe versucht, für eine geeignete Aufnahme an die Fische heranzuschwimmen und diese verscheucht.
Nachdem alle sehenswerten und markanten Stellen des inneren Kessels abgetaucht sind, bedeutet uns unser Guide, hinter einer Koralle im Strömungsschatten Platz zu nehmen und zu warten, bis sich der Rest der Truppe an Ort und Stelle gesammelt hat.
Nach und nach sollen sich die einzelnen Buddy-Teams über den Kesselrand treiben lassen, bis sie dann planmäßig von der Strömung ergriffen und fortgetrieben werden.
Nachdem wir unseren strömungsgeschützten Platz verlassen haben, werden wir an der Riffwand langsam von der Strömung Richtung Riffdach empor geschoben. Und bevor wir die Schneise, die die Meeresbewegung über die Jahrmillionen in das Riffdach gefräst hat, überhaupt erblicken können, erfasst uns eine unglaubliche Kraft, die uns mitreißt und über das Riffdach schießt.
Die Strömung hat uns fest im Griff – Widerstand ist zwecklos
Mit aufgerissenen Augen bemerke ich die ungeheure Geschwindigkeit, mit der wir über das Dach des Riffes fliegen. Für Beobachtungen ist kaum Zeit; unter mir schießen Korallenformationen und Schulen bunter Barsche dahin. Und ehe ich mich versehe, erreiche ich schon das andere Ende des Riffes.
Als wir über das Riffdach hinweg sind, lässt die Strömung nach, aber dennoch ist sie stark genug, um uns noch etliche Meter weiterzutragen – vorbei an Myriaden im Sand liegender Stachelrochen, bis wir aufgrund unseres zur Neige gehenden Luftvorrates den Tauchgang beenden müssen. Mir hat es vor lauter Aufregung die Flasche fast leergezogen – 20 Bar zeigt das Finimeter noch an – immerhin ist die Flasche nicht komplett leer.
Die Angst, dass wir zu weit abgetrieben wurden, erweist sich als unangebracht. Kaum durchstoßen unsere Köpfe die Wasseroberfläche, taucht wie aus dem Nichts unser Beiboot auf und zahlreiche hilfsbereite Hände der überaus aufmerksamen Crew helfen den überwältigten und teilweise noch konsternierten Tauchern aus dem Wasser – ein hervorragender Service der Indonesischen Crew.
An Deck unseres Safaribootes werden wir trotzdem von unserem Guide freundlich aber bestimmt „langgemacht“, da das Manöver nicht so abgelaufen ist, wie es im vorausgegangenen Briefing erläutert wurde. Die einzelnen Buddy-Teams wurden teilweise zu weit auseinandergerissen, was wir beim Tauchgang selbst nicht wirklich mitbekommen hatten.
Das war sicher, was die Strömung angeht, der heftigste Tauchgang, den ich bis heute erleben durfte, aber im Grunde ein Fun-Tauchgang, da man sich von der Strömung tragen lassen konnte.