K.I. beim Tauchen

Kein Thema polarisiert ähnlich wie die künstliche Intelligenz – K.I. ist in aller Munde während die einen in ihr eine digitale Revolution sehen, die unzählige Lebensbereiche verbessert, fürchten andere eine düstere Zukunft à la „Terminator“, in der Maschinen die Kontrolle übernehmen. Klar ist: die technische Entwicklung in Richtung KI lässt sich nicht mehr ausbremsen und es gibt zahlreiche Aspekte, bei denen es sich lohnt, einen Blick zu wagen.

Und wer hätte es gedacht: Auch vor dem Tauchsport macht KI keinen Halt. KI hat durchaus das Potenzial, den Bereich des Tauchens zu bereichern, vielleicht sogar zu revolutionieren. Grund genug für uns, einmal genauer hinzusehen und einigen Beispiele genauer zu beleuchten. Bei allen Unkenrufen: Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien wird nicht nur die Sicherheit der Taucher erhöht, sondern auch das Verständnis und der Schutz der Meeresumwelt deutlich verbessert. Im Folgenden werden mehrere Bereiche ausführlich beleuchtet, in denen KI eine immer größere Rolle spielt, sowie spezifische Beispiele und Anwendungen dieser Technologie.

1. KI in Tauchausrüstung und Tauchcomputern

Die fortschreitende Entwicklung von Tauchcomputern, die mit KI ausgestattet sind, hat die Art und Weise, wie Taucher ihre Tauchgänge planen und durchführen, erheblich verändert. Moderne Tauchcomputer nutzen komplexe Algorithmen, um Daten wie Tiefe, Zeit, Atemfrequenz und die physiologischen Merkmale des Tauchers in Echtzeit zu analysieren.

Funktion: KI in Tauchcomputern ermöglicht es, individuelle Tauchprofile zu erstellen, die speziell auf den Taucher zugeschnitten sind. Diese Profile berücksichtigen nicht nur die aktuellen Tauchparameter, sondern auch frühere Tauchgänge, die Erholungszeiten und die spezifischen physiologischen Reaktionen des Tauchers auf verschiedene Bedingungen. Dadurch kann der Computer personalisierte Empfehlungen zur Dekompression geben, um das Risiko einer Dekompressionskrankheit zu minimieren.

Beispiel: Der Garmin Descent Mk2i ist ein fortschrittlicher Tauchcomputer, der KI nutzt, um Tauchdaten in Echtzeit zu analysieren und dem Taucher spezifische Sicherheitshinweise zu geben. Er berechnet nicht nur die sicherste Aufstiegsrate und Dekompressionsstopps, sondern passt diese Empfehlungen auch dynamisch an, basierend auf der individuellen Atemfrequenz und dem Stickstoffgehalt im Blut des Tauchers.

2. KI in Unterwasserrobotik

Unterwasserroboter, sowohl ferngesteuerte (ROVs) als auch autonome (AUVs), sind zunehmend mit KI-Technologie ausgestattet, um komplexe Aufgaben in der Meeresforschung und -erkundung zu übernehmen. Diese Roboter können in Tiefen vordringen, die für Menschen unzugänglich oder zu gefährlich sind, und dabei präzise und detaillierte Daten sammeln.

Funktion: KI-gestützte AUVs sind in der Lage, autonom zu navigieren und Entscheidungen in Echtzeit zu treffen, um Hindernissen auszuweichen, die optimale Route zu wählen und gezielt Bereiche zu erforschen, die von Interesse sind. Sie können den Meeresboden kartieren, Wracks lokalisieren, Unterwasserinfrastrukturen inspizieren und marine Lebensräume überwachen.

Beispiel: Die Bluefin Robotics AUVs sind ein hervorragendes Beispiel für den Einsatz von KI in der Unterwasserrobotik. Diese Fahrzeuge nutzen maschinelles Lernen und Bildverarbeitung, um den Meeresboden in hoher Auflösung zu kartieren. Sie können dabei autonom ihre Routen anpassen, um besonders interessante oder schwierige Bereiche zu erkunden, und liefern wertvolle Daten für die wissenschaftliche Forschung sowie für kommerzielle Anwendungen wie die Erkundung von Öl- und Gasvorkommen.

3. KI im Meeresschutz und bei der Umweltüberwachung

Künstliche Intelligenz spielt eine zentrale Rolle im modernen Meeresschutz, indem sie die Überwachung und Analyse von marinen Lebensräumen automatisiert und verbessert. Durch den Einsatz von KI können große Datenmengen, die durch Unterwasserkameras und Sensoren gesammelt werden, effizienter und genauer ausgewertet werden.

Funktion: KI-Systeme können Muster in den Daten erkennen, die für menschliche Forscher schwer oder gar nicht sichtbar wären. So können beispielsweise Algorithmen eingesetzt werden, um die Populationen bestimmter Fischarten zu überwachen, die Gesundheit von Korallenriffen zu beurteilen oder das Vorhandensein von Mikroplastik in den Ozeanen zu detektieren. Diese Technologien ermöglichen es Wissenschaftlern, schneller auf Umweltveränderungen zu reagieren und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Beispiel: Das FishFace-Projekt ist ein bahnbrechendes Beispiel für den Einsatz von KI im Meeresschutz. Mithilfe von maschinellem Lernen werden Unterwasserbilder analysiert, um Fischarten automatisch zu identifizieren und ihre Anzahl zu erfassen. Dies erleichtert das Monitoring von Fischbeständen erheblich und liefert wichtige Daten für die nachhaltige Bewirtschaftung von Fischereien.

4. KI in der Tauchausbildung

Die Tauchausbildung hat durch den Einsatz von KI und Virtual Reality (VR) eine neue Dimension erreicht. KI ermöglicht es, personalisierte Trainingsprogramme zu erstellen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Tauchschüler abgestimmt sind.

Funktion: KI-gestützte Trainingssysteme können das Verhalten von Tauchschülern während simulierten Tauchgängen in VR analysieren und ihnen sofortiges Feedback geben. Diese Systeme passen die Schwierigkeit und den Fokus der Übungen an die Fortschritte des Schülers an, was zu einer effizienteren und sichereren Ausbildung führt. Zusätzlich ermöglicht die Simulation von Notfällen in einer sicheren Umgebung den Tauchschülern, kritische Situationen zu trainieren und zu meistern, bevor sie ins echte Wasser gehen.

Beispiel: PADI, die weltweit größte Organisation für Tauchausbildung, setzt zunehmend auf VR-gestützte Trainingsmodule, die von KI-Systemen gesteuert werden. Diese Module simulieren realistische Unterwasserszenarien, in denen Tauchschüler verschiedene Aufgaben und Notfallprozeduren üben können. KI-Algorithmen bewerten die Leistung der Schüler und geben personalisierte Hinweise zur Verbesserung.

5. KI in der Tauchreiseplanung und -logistik

Auch in der Planung und Organisation von Tauchreisen spielt KI eine immer größere Rolle. Reiseplattformen setzen KI ein, um personalisierte Empfehlungen zu geben und Tauchlogbücher automatisiert zu verwalten.

Funktion: KI-gestützte Plattformen sammeln Daten über die Präferenzen der Taucher, einschließlich bevorzugter Tauchspots, Tauchlevel und der besten Reisezeiten. Diese Daten werden genutzt, um individuelle Reisevorschläge zu erstellen, die den Wünschen und Bedürfnissen der Taucher entsprechen. Darüber hinaus können KI-Systeme Logbücher automatisch aktualisieren und personalisierte Routen für bevorstehende Tauchgänge planen, wobei sie die besten Bedingungen für jeden Tauchgang ermitteln.

Beispiel: Diveboard ist eine Plattform, die KI verwendet, um Tauchern personalisierte Logbücher zur Verfügung zu stellen. Das System sammelt Daten aus verschiedenen Tauchgängen, analysiert diese und bietet dann maßgeschneiderte Empfehlungen für zukünftige Tauchreisen an. Taucher können so ihre Erfahrungen optimal planen und dokumentieren.

Fazit

Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Tauchsport ist ein wachsender Trend, der das Potenzial hat, den Sport sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Von hochentwickelten Tauchcomputern, die personalisierte Sicherheitshinweise geben, über autonome Unterwasserroboter, die komplexe Erkundungsmissionen durchführen, bis hin zu fortschrittlichen Ausbildungsmethoden und maßgeschneiderten Reiseplanungen – KI verändert die Art und Weise, wie Taucher ihre Aktivitäten planen und durchführen. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, die Meeresumwelt zu schützen und das Verständnis für die komplexen Ökosysteme unter Wasser zu verbessern. Dieser technologische Fortschritt zeigt deutlich, wie wichtig und nützlich der Einsatz von KI im Tauchsport ist und wie er auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird.

4 Kommentare zu „K.I. beim Tauchen“

  1. Das Thema KI beim Tauchen: da bedient ihr ja wohl nur den Hype, oder? So wirklich KI ist da ja wohl an den Haaren herbei gezogen. Kann das Thema sowieso nicht mehr hören

    1. Tauchmagazin Redaktion

      Hi Georg, uns ist bewusst, dass das Thema recht umstritten ist – allerdings ist es aus der heutigen Zeit auch nicht mehr wegzudenken. Grund genug für uns auch mal die Einsatzmöglichkeiten im Bereich des Tauchens zu beleuchten.
      Schöne Grüße, das Team Tauchmagazin.com

  2. Das is ja ein Schmarrn, KI, ich hör nur noch KI. Tauchcomputer gibt’s ja schon seit Ewigkeiten, da braucht’s doch keine KI für. Technik ist nicht immer gleich KI.

    1. Tauchmagazin Redaktion

      Und sie polarisiert doch 😉 Hi Volker, danke für dein offenes Wort. Du hast sicher Recht: Tauchcomputer gibt es schon ewig, und nicht alles, was das Etikett „KI“ draufgeklebt bekommt, enthält auch wirklich das, was man erwartet können sollte. Allerdings ist das Thema heutzutage auch nicht vom Tisch zu weisen. Und in vielen Bereichen findet sie auch eine sinnvolle Anwendung. Viele Grüße, das Team TM

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