Der Guraidhoo Channel liegt im Süd-Male Atoll der Inselrepublik Malediven und zählt in Taucherkreisen zu den Highlights einer Malediventour.
Während hier die Strömung teilweise schon beängstigend stark sein kann und einer guten Planung sowie der Leitung durch verantwortungsbewusste Guides bedarf, überrascht das Tauchgebiet mit einzigartigem Artenreichtum.
Per Drift durch das Riff
Der Tauchgang wird in der Regel als Drift-Tauchgang durchgeführt, da ein Angehen gegen die Gewalt der Natur kaum oder nur mit großen Einbußen bei der Druckluft zu bewerkstelligen ist. Aufgrund der meist starken Strömungen, fliegen die Taucher mit der Strömung an der Rifflandschaft geradezu vorbei, ohne dass viel Zeit bleibt, sich für die Schönheit der Unterwasserwelt zu begeistern.
Sobald an der richtigen Stelle angekommen, heißt es, im Strömungsschatten Position zu beziehen und abzuwarten, dass sich der imaginäre Vorhang lüftet und die heißt ersehnten Akteure die Bühne betreten.
Bei der Platzwahl kann es schon mal recht hektisch werden, denn wer zu viel Zeit braucht, sich einen geeigneten Platz zu suchen, der landet unter Umständen fernab des Geschehens. Die Strömung kennt da kein Pardon.
„Taucher, zückt die Riffhaken!“
Glücklich schätzen werden sich hier all jene, die einen Riffhaken ihr Eigen nennen, da sie sich entspannt in die Strömung hängen können. Für alle anderen heißt es im bewährten 2-Finger-Prinzip an einem Stückchen Fels festklammern. Das Bedienen der Kameras ist unter Wasser nahezu unmöglich. Zu stark zerrt die Strömung an allem, was sich ihr entgegenstellt. Es empfiehlt sich, die Kamera „links liegen“ zu lassen und die Show genießen. Wer unbedingt fotografieren möchte, dem sei dringend ein Riffhaken empfohlen.
Ich selbst konnte die mitgebrachte Kompakt-Kamera kaum ruhig halten und lief zudem Gefahr, abgetrieben zu werden.
Aber die Strapazen lohnen sich definitiv: In der Regel dauert es wenige Sekunden bis Minuten, bis die Stars des Tauchreviers die Manege betreten.
„Hereinspaziert, hereinspaziert“
Bei einlaufender Strömung trifft man oft graue Riffhaie an, Weißspitzenriffhaie, gepunktete Adlerrochen sowie Schildkröten. Scheinbar völlig unbeeindruckt von den Kräften des Ozeans liefern sie den anwesenden Taucher ein desillusionierendes Schauspiel: Völlig mühelos schweben sie durch das Wasser, als wäre die Strömung nicht existent.
Hinzu gesellen sich oftmals Makrelen- und Schnapperschulen. Und auch Thunfische werden in größeren Verbänden hin und wieder gesichtet.
Wie so oft auf den Malediven eignet sich der Tauchplatz am Guraidhoo Channel nur für erfahrenere Taucher. Je nach Jahreszeit ist die Sicht recht bescheiden und erinnert eher an heimische Gewässer als an tropische Meere. Schuld daran sind die großen Planktonschwemmen, die zwar die Sicht beeinträchtigen, allerdings auch für eine einmalige hohe Artendichte Sorge tragen. Auf der anderen Seite ist die an dem Guraidhoo Channel vorherrschende Strömung berüchtigt.
Kenner wissen allerdings, dass sich Großfische wie Rochen, großen Makrelen, Barrakudas und Haie nun mal gerne in der Strömung aufhalten. Das weckt bei vielen Tauchern Begehrlichkeiten, denn Raubfische stehen bei Tauchsportlern hoch im Kurs und am Guraidhoo Channel stehen die Chancen gut.
Wer sich aber selbst als erfahren bezeichnen darf, dem steht hier ein unvergesslicher Tauchgang bevor: Aufregend und Artenreich.