Das Hausriff des Maratua Resorts liegt direkt an der Tauchstation. Es geht wenige Stufen die Treppen herunter und schon kann man sich in die Fluten stürzen.
Nun, Fluten, das hört sich zugegeben ein wenig theatralisch an: Das kristallklare Wasser ist still wie eine Spiegeloberfläche, da der Tauchplatz und auch die Pfahlbauten des Resorts vom umgebenden Riff gegen die Brandung geschützt ist. Das ruhige Wasser ist wie geschaffen für Nachttauchgänge, zumal sich ein sehr langer Teil des Tauchgangs entlang der Riffwand auf einer Tiefe von maximal 10 Meter erstreckt.
Einmal im Wasser gelandet, entdeckt man die bei Nachttauchgängen oft anzutreffenden „Wasserratten“: Die Rotfeuerfische. Klar, sie sind schön anzusehen, aber gerade bei Nachttauchgängen, wo sie schnell gelernt haben, dass die von den Lampen geblendeten Fische eine leichte Beute sind, büßen sie einiges an Sympathien ein. Insbesondere, wenn man wie ich mitbekommen hat, wie sie ein seltenes Pygmäen-Seepferdchen im Schein der Tauchlampe quasi weggeatmet haben.
Im Wasser achten wir also darauf, dass sich keiner der unter dem Steg hausenden bunten Raubfische an unsere Fersen heftet und paddeln dann zur Riffwand, die rund 60 Meter nordöstlicher Richtung vor uns liegen soll. Noch ist nichts zu erkennen, aber wir folgen einfach der eingeschlagenen Peilung.
Im Zweifelsfall kann man aufgrund der geringen Tiefe auch mal den Kopf über Wasser strecken und sich so orientieren.
Kurzer „Boxenstop“ – dann erreichen wir das Riff
Aus unserem Weg zum Riff wäre uns beinahe etwas wirklich Spannendes entgangen. Der fast blendend weiße Sandboden ist, wie sich herausstellt, ein wirklich hervorragender Platz, um nach allerlei gut getarnten Tierchen Ausschau zu halten. Denn als ich schon fast darüber hinweggetaucht bin, registriere ich kleinste Verwirbelungen von Sand, die mich stutzig machen.
Meine etwas durch das Alter geschwächten Augen haben Mühe, die Ursache des sich in Wellenform bewegenden Sands zu erkennen. Irgendetwas ist da… nur was..? Ich erkenne keine Konturen, keine Regelmäßigkeiten, die meinem Hirn eine Zuordnung ermöglichen. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Im weißen Sand liegt ein großer weißer Steinfisch. Was die Verwirbelung verursacht, ist das Wasser, das er durch seine Kiemen presst. Es ist ein großes Exemplar von etwas 40 Zentimetern, dass da eingegraben und hervorragend getarnt im Sand liegt.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, ziehen wir weiter und erreichen dann endlich das eigentliche Hausriff des Maratua Resorts. Hie und da doch noch ein Rotfeuerfisch auf der Suche nach einen leichten Snack – kleine Fische oder das nachts besonders aktive Zooplankton wären da eine willkommene Mahlzeit.
Als ich an der Riffwand rechts weitertauche, entdecke ich einen großen sich bewegenden Schatten und erkenne diesen unschwer als gestreiften Kugelfisch. Kein kleines Exemplar. Und wie zum Beweis seiner Wehrhaftigkeit entblößt er seine schnabelähnlichen Zähne, mit denen er Hartkorallen gehörig zu Leibe rückt. Ich lasse ihn hinter mir und wende mich den anderen Sehenswürdigkeiten des Tauchgangs zu.
Bei Nacht viel zu entdecken
Ich entdecke schlafende Papageifische, die sich gut versteckt unter Korallenvorsprüngen verstecken. Tief in einer Koralle hat sich eine Muräne verschanzt. Nur aufgrund einer unvorsichtigen Bewegung bin ich auf sie aufmerksam geworden. Als sie anscheinend realisiert, dass von uns Blubberköppen keine Gefahr ausgeht, streckt sie uns ihren Kopf neugierig entgegen.
Auf dem Sandboden haben sich Sandanemonen angesiedelt, die mit ihren Tentakeln Plankton aus dem Wasser „angeln“. Im Schutz einer Anemone hat sich eine kleine bunte Krabbe eingenistet: Später erfahre ich, dass es sich um eine Zylinderrosen-Schwimmkrabbe handelt – wer denkt sich eigentlich solche Namen aus?
Ich hangle mich weiter am Riff entlang und sehe noch einen kleineren Krokofilfisch sowie einen davonfliegenden Blaupunktrochen, der nicht viel mehr hinterlässt als einen kleinen Sandsturm unter Wasser.
Zum Abschluss noch eine Besonderheit am Maratua Hausriff
Zum Schluss noch etwas richtig Feines: Wie auch immer ich sie erblickt habe – sie sind da vor meinem Auge und auch vor der Linse meiner Kamera: Ich sehe eine komplett durchsichtige Glasgarnele, die nur vor dunklem Hintergrund richtig auszumachen ist. Leider dreht sie mir ihr Hinterteil zu, sodass mir keine frontalen Aufnahmen gelingen.
Wir überlassen das Tierchen der nächtlichen Ruhe und treten so langsam den Rückweg an.
Was gibt’s zu sehen?
– Steinfische
– schlafende Papageienfische
– Krokodilfische
– Riesenkugelfische
– Glasgarnelen
– Zylinderrosen-Schwimmkrabbe
– Muränen
– Blaupunktrochen
– Seenadeln
– Selten: Grasfetzenfisch
– Sandaale
Der Rückweg
Nun, nachdem wir vieles Spannendes entdeckt und beschlossen haben, den Rückweg einzuschlagen, konzentrieren wir uns mehr auf die Navigation als auf das Suchen von nachtaktiven Meeresbewohnern.
Mag sein, dass uns der ein oder andere interessante Fisch entgeht, aber den heben wir uns einfach für den nächsten Nachttauchgang auf. Den Steinfisch entdecken wir nicht mehr – seine Kuhle scheint er verlassen zu haben.
Kurz vor dem Ausstieg entdecken wir einen skurrilen Sandaal, dessen merkwürdig anmutender Kopf aus dem Sand ragt. Spannend sind die Augen, mit denen der Fisch uns anblickt.
Ein perfekter Abschluss für diesen schönen Nachttauchgang.