Nach einer knappen halben Stunde Ausfahrt im Tauchboot erreichen wir die Einstiegsstelle des Tauchgangs, der uns zum Wrack der Al Munasir bei Maskat führen soll.
Während des Briefings erfahren wir, dass das Schiff von der königlichen Marine des Omans im Jahr 2003 versenkt wurde, um als künstliches Riff zu dienen.
Laut Briefing wurde das „Riff“ von seinen künftigen Bewohnern mehr als dankbar angenommen. Soll heißen: Es gibt viel Fisch dort unten am Wrack. Wenn wir dem Versprechen des Briefings Glauben schenken wollen, erwartet uns ein spannender und aufregender Tauchgang.
Es wird Zeit, die Ausrüstung ein letztes Mal zu checken und anzulegen.
Das Schiff
Das ursprünglich in England gebaute Landungsboot bringt immerhin stolze 2.991,5 Tonnen auf die Waage und misst von Bug bis Heck rund 84 Meter. Breit ist das Armeeboot an die 14,5 Meter. Das Wrack liegt in einer Tiefe von knapp 30 Metern, reicht aber durch seine Schräglage bis knapp unter die Wasseroberfläche auf ca. 6 Meter herauf.
Im Wasser ist die Sicht zunächst wie oftmals im Oman ein wenig trüb – schlecht für die Sicht, aber gut für mögliche Sichtungen, denn die typisch grüne Trübung bedeutet viel Plankton und entsprechend gute Chancen auf viel Fisch. Nach wenigen Sekunden erreichen wir bereits die Aufbauten des Schiffes, Antennen und Brücke werden als erstes sichtbar.
Über das Deck, vorbei an zahlreichen Winden, geht es Richtung Brücke und dann erkennt man auch die Geschützlafette. Die Bewaffnung wurde vor der Versenkung des Schiffes abmontiert. Vereinzelt entdecken wir Fische, aus den Luken des Decks tauchen einige Wimpelfische auf, der erhoffte Fischschwarm bleibt aber aus.
An der Steuerbord-Seite des Schiffes tauchen wir tiefer unterhalb des Oberdecks. Im diffusen Licht erkennen wir im Bereich des ersten Unterdecks ein wüstes Getümmel:
Durch die offenen Bereiche des Unterdeckes strömen Fischschwärme ein und aus. Es geht fast wie auf einer Metrostation einer astiatischen Metropole zu!
Wir befinden uns, ohne es wirklich zu wissen, im Heckbereich des Schiffes. Die Fischschwärme verteilen sich allem Anschein nach um den kompletten hinteren Bereich des Schiffes – wohingegen es im Bugbereich eher noch ruhiger zuging.
Wohin das Auge blickt nur Fisch!
Wo ein Schwarm eintrifft, entfernt sich wieder ein anderer – ein irres Schauspiel!
Wir entdecken Gelbstreifenschnapper, die im dichten Gedränge mit Ehrenbergschnappern an der langen Reling des Schiffes vorbeischweben und im trüben Grün des Ozeans in der Ferne dann verschwinden. Dazu gesellen sich Makrelen und Streifenbarben und das dichte Treiben wird von einem Riesenschwarm Füsilieren eingekreist. An verschiedenen Stellen lauern Netzmuränen auf leichte Beute.
Wir umrunden das Heck des Schiffes und bewegen uns wieder an der Reling entlang, diesmal auf der Backbord-Seite. Auch hier überall Fischschwärme die sich inzwischen über die gesamten Aufbauten verteilen. Der riesige Fischstrom hat sich anscheinend auch über den Bugbereich des Schiffes verteilt.
Die Brücke
Wir erhalten die Gelegenheit, die Brücke zu erkunden: Über eine von roten Schwämmen überwucherte Leiter gelangt man in den oberen Teil der Brücke und auf einmal schwebt man mittendrin in der einstigen Kommandozentrale der Al Munasir.
Durch eines der Fenster schlängelt sich eine aufgeschreckte Muräne zur Mitte des Raumes hin und verschwindet gleich wieder auf der anderen Seite. Im diffusen Licht des Kommandoraumes ist das Tier kaum mehr als nur ein Schemen.
Wenige Augenblicke später verlassen auch wir wieder den Raum und wenden uns ein weiteres Mal dem Bug des Schiffes zu. Der Geschützturm wird wieder erkennbar und diesmal ist auch er umgeben von Schwarmfischen.
Die Szenerie hat sich komplett verändert durch die hinzugekommenen Fische: Als hätten sie auf die Taucher nur gewartet, setzen sie das Wrack dramatisch in Szene.
Eine geraume Zeit schauen wir dem bunten Treiben zu. Dann neigt sich unsere Luftreserve langsam dem Ende zu. Wir bereiten uns auf den Safety-Stop vor.
Das Briefing hat nicht zu viel versprochen; Wer bei Maskat tauchen darf, sollte das Wrack der Al Munasir auf keinen Fall verpassen!
Schöner Tauchgang anscheinend. Wie sind denn die Sichtverhältnisse unter Wasser? Ähnlich wie in Ägypten?
Hallo Morris, das war er absolut. Aber die Sicht ist nicht so gut wie in Ägypten. Da ist relativ viel Plankton unterwegs, wie man es vom Indischen Ozean bsp. auch von den Malediven kennt.