Am Ende der Luft noch so viel Tauchgang – viele kennen das Problem: Schnell ist der wertvolle Luftvorrat in der Tauchflasche aufgebraucht und der Tauchgang dauert noch an.
Und wo manch andere nach dem Tauchgang mit beeindruckenden Restdruck-Werten auf der Skala des Finimeters nur so protzen, gelangt man zur kläglichen Erkenntnis, dass man aus unerklärlichen Gründen die Flasche fast bis auf den Grund leergezogen hat.
Unterschiede bei Mensch und Ausrüstung
Grundsätzlich gilt immer vor allem anderen: Der Mensch ist eben ein Individuum und unterschiedliche physische Voraussetzungen liegen in der Natur der Dinge: Der eine ist sportlich veranlagt, der andere ist möglicherweise eher unsportlich und betreibt Tauchen als einzige Sportart.
Weitere Gründe für die Effizienz/Ineffizienz der Atmung liegen auch mitunter in der Erfahrung eines Tauchers: Erfahrene Taucher neigen tendentiell weniger zu Aufregung als Newcomer. Auch die Beschaffenheit der verwendeten Tauchausrüstung beeinflussen den Verbrauch der Luftmenge. Kurzum: Die Liste der Faktoren, die den Luftverbrauch beeinflussen lässt sich endlos ausführen.
Entgegen der weitläufigen Meinung vieler Sporttaucher, die das Thema leider allzu sportlich betrachten, sei angemerkt: Wenn der eigene Luftverbrauch höher ist als der andere, dann ist das zunächst eine unveränderliche Tatsache, die es gilt, bei der Planung des nächsten Tauchgangs zu berücksichtigen. Es ist auch keine Schande, bei der Tauchbasis anzufragen, ob man statt mit einer 12 Liter mit einer 15 Liter Flasche tauchen kann. (Das kostet zwar in der Regel einen geringen Aufpreis, aber der Mehrwert aufgrund der entspannteren Tauchgänge ist einfach unbezahlbar!)
Alles andere ist irrelevant. Schließlich geht es beim Sporttauchen nicht um Wettbewerb und Rekorde sondern vorwiegend um das eigene Wohlbefinden und die eigene Sicherheit oder die des Tauchbuddys – welchen Kleingeist interessieren da vermeintlich sportliche Werte?
Wie im weiteren Verlauf noch zu lesen sein wird, kann ein höherer Luftverbrauch durchaus ein Zeichen besserer Fitness sein, was die tatsächliche physische Konstitution selbsternannter Tauchathleten durchaus in Frage stellt.
Wer mehr Luft in der Flasche hat, muss nicht unbedingt sportlicher sein!
Lasst euch nicht von jenen „Tauchathleten“ verrückt machen, nur weil diese am Ende des Tauchgangs lässig abwinkend ihre taucherische Leistung aufgrund der verbliebenen 80 Bar Restdruck in der Tauchflasche aufwerten wollen.
Im Folgenden möchten wir euch ein paar sinnvolle Tipps bereithalten, wie ihr mögliche, unnötige Verbrauchsquellen vermeidet bzw. euren Luftverbrauch positiv beeinflussen könnt.
Ruhig atmen
Die Atmung ist einer der entscheidenden Faktoren. Zahlreiche Taucher versuchen sich mit sogenannter Sparatmung, um so kontrolliert den Luftverbrauch zu minimieren. Leider ist oftmals genau das Gegenteil der Fall: Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und der Luftverbrauch steigt unerwünscht an. Zudem birgt die Sparatmung auch noch Risiken für den Taucher: Durch die verringerte Sauerstoffzufuhr steigt das Risiko der Stickstoffübersättigung.
Übung macht den Meister
Ein geübter und erfahrener Taucher ist auch ein sicherer Taucher. Ein sicherer Taucher ist weitaus weniger aufgeregt als ein unsicherer und entsprechend ist auch die Atmung gelagert. Die Erfahrung bringt es mit sich: Man kennt sein Equipment, weiß richtig zu tarieren und kennt die richtige Bleimenge – sowohl für Süß- als auch für Salzwasser.
Viele örtliche Tauchvereine treffen sich regelmäßig zu speziellen Trainingseinheiten im See oder im Schwimmbad. Nicht immer hat das direkt mit Tauchen zu tun, aber das Training im Wasser fördert das Gefühl für das Element.
Und wer sich sicher im Wasser wohl fühlt, dem wird dies auch beim Tauchen zu Gute kommen.
Gerade im Winter bieten sich auch zahlreiche Indoor-Tauchzentren an, in denen die eigenen Tauchfertigkeiten zumindest auf gleichbleibendem Niveau gehalten werden können.
Die richtige Bleimenge
Gerade im Urlaubsbetrieb ist man schnell falsch beraten, denn die Tauchbasen im Massenbetrieb geben ihren Gästen lieber zu viel Blei als zu wenig aus. Ein Taucher mit zu wenig Blei hält den regulären Tauchbetrieb auf und stellt zudem noch ein Sicherheitsrisiko dar und ist somit deutlich aufwändiger in der „Handhabung“.
Wer aber zu viel Blei mit unter Wasser führt, muss dieses auch entsprechend bewegen und verbraucht dazu mehr Kraft und auch mehr Sauerstoff und das geht auf Kosten des Atemvorrates.
Zudem wird das Tarieren schwerfälliger. Im Wasser sind die „überladenen“ Taucher oft gut erkennbar, denn die „Bleiente“ schwebt selten waagrecht im Wasser sondern steht senkrecht wie die sprichwörtliche eins und bietet möglicher Strömung und Wasserwiderstand eine wunderschöne Angriffsfläche.
Kurzum: Taucher mit „Bleipanzerung“ sehen nicht nur uncool aus, sie verbrauchen auf deutlich mehr Luft. Denn das Gewicht, das generell für einen neutralen Auftrieb sorgen soll, stellt eine zusätzliche Belastung dar, die Muskelarbeit erfordert und somit den Luftverbrauch erhöht.
Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht, um die richtige Bleimenge herauszufinden. Es zahlt sich aus.
Tipp: Schreibt euch die ideale Bleimenge in Kombination mit der gewählten Ausrüstung in euer Logbuch – dort findet ihr sie dann beim nächsten Tauchgang direkt wieder.
Wichtige Parameter zur Bestimmung der richtigen Menge Blei
– Salz- oder Süßwasser
– Neoprenstärke in Millimeter
– Trockentauchanzug ja oder nein
– Bleimenge in kg
– Alutank oder Stahltank
– Tankgröße in Litern
Faustregel zur Feststellung der richtigen Bleimenge:
Ideale Bleimenge hat angelegt, wer bei voller Tauchflasche und komplett entleertem Jacket im eingeatmeten Zustand bei angehaltener Luft bis zur Nasenwurzel im Wasser einsinkt. Beim Ausatmen sollte man langsam zu sinken beginnen. Zu der verwendeten Bleimenge sollten nun weitere 2-2,5 Kg angelegt werden.
„Wie? Pressluft wiegt was?“ – „Ja, das tut sie“
Diese zusätzlichen Kilos soll die am Ende des Tauchgangs verbrauchte Luft kompensieren und das unkontrollierte Auftauchen beim Sicherheitsstopp verhindern.
Perfekt Tarieren
Schon wieder so ein magisches Wort – Tarierung. Aber so magisch nun auch wieder nicht. Für den Luftverbrauch ist die Tarierung von entscheidender Bedeutung: Wer routiniert tariert, verliert auch weniger Luft durch unnötiges Auf- und Ausblasen des Tarierjackets. Dabei beeinflussen Faktoren wie Ausrüstung, Medium (Salz-, oder Süßwasser) das Tarieren unter Wasser.
Im Artikel richtiges Tarieren findet Ihr weiter führende Infos zum Tarieren.
Tu nichts, was Du nicht willst
Wer entspannt tauchen will, sollte nur dort tauchen, wo es das eigene Befinden unbeschwert zulässt.
Wer sich in beengten Räumen nicht wohl fühlt, der sollte generell nicht in Höhlensystemen tauchen – seien diese auch „massensporttauglich“. Das Gleiche gilt für andere anspruchsvolle Tauchszenarien wie Nachttauchgänge, Strömungstauchen, Tauchen bei schwerem Seegang, Blauwassertauchen oder ähnlich aufregende Tauchgängen.
Aufregung mag zwar etwas Tolles sein und manch einer braucht möglicherweise gar den Kick: Aber der Preis dafür ist mitunter ein höherer Luftverbrauch.
Energie sparen
Im Tauchkurs haben wir es alle bereits gehört: So wenig wie möglich bewegen und Luft sparen. Auch wenn dieser einfache Rat gerne in Vergessenheit gerät, solltet ihr ihn euch immer wieder mal ins Gedächtnis rufen. Hektisches Paddeln unter Wasser ist nicht nur unentspannt sondern verbraucht mehr Sauerstoff.
Auf die Tiefe achten
Auch hier gilt es, keinen Rekorden hinterherjagen zu müssen. Wer weiß, dass er generell mehr Luft verbraucht als andere, der sollte seinen Tauchgang entsprechend planen und idealerweise ein flacheres Tauchprofil wählen, um so Luft sparen zu können.
Körperliche Fitness
Die These: Ein durchtrainierter Körper ist fitter und kommt weniger aus der Puste?
Die Annahme ist sicher richtig, aber die körperliche Fitness kann sogar dazu beitragen, dass der trainierte Körper insgesamt mehr Sauerstoff verbraucht als ein untrainierter. Zwar geraten untrainierte Menschen vielleicht schneller aus der Puste, jedoch beeinflusst eher die Körpermasse dem Luftverbrauch als eine überdurchschnittliche Fitness.
Einfach gesprochen bedeutet das, dass ein voluminöser Körper aus mehr Zellen besteht als ein weniger voluminöser. All diese Zellen, nehmen am Stoffwechselprozess teil und müssen mit Sauerstoff versorgt werden. Das beträfe grundsätzlich dicke Menschen ebenso wie stark muskulöse Menschen. Aber Muskelzellen benötigen deutlich mehr Sauerstoff als andere Zellen und das schlägt sich natürlich beim Luftverbrauch nieder.
Sport und eine gute Konditionierung sind generell immer zu empfehlen, denn nichts ist wirklich unangenehmer, als unter Wasser mal aus der Puste zu geraten. Aber ein gestählter Leib hilft nicht, den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren – Gerade bei muskulösen Menschen ist eher das Gegenteil der Fall. Womit im Umkehrschluss ein geringer Luftverbrauch kein Beleg der eigenen Sportlichkeit ist, auch wenn dies zahlreiche Zeitgenossen so gerne betonen.
Kurzum: Das Köpervolumen eines Menschen und die Art der Zellverteilung sind mit entscheidend für den Luftverbrauch. Ein zierlicher Körper wird deutlich weniger Luft verbrauchen als ein muskelbewährter Hüne mit 2 Meter Körpergröße.
Danke für die Tipps, die haben mir beim Wiedereinstieg nach 6 Jahren Pause geholfen.
Hallo Dustin, das freut uns. So soll es sein!