Dass Tauchschulbetreiber ein perfektes Zeitmanagement betreiben, ist aufgrund der Tatsache, dass die Basen hierzulande generell nebenberuflich betrieben werden, nicht weiter verwunderlich.
Dass sie aber auch noch eine gehörige Portion an Kreativität beim Erschließen neuer Tauchgründe aufbringen, das ist neu.
Insbesondere um die Ballungszentren halten lokale Tauchschulen nach neuen Tauchrevieren Ausschau. Doch die Taucher sind in der Regel nicht immer gern gesehene Gäste bei den örtlichen See- und Badeanstalten. Warum das so ist, weiß niemand so genau, aber es macht den Tauchern und Tauchbasen, die im nahen Umland nach geeigneten Tauchplätzen Ausschau halten, das Leben schwer.
Anscheinend ist die Konkurrenz unter den verschiedenen Wassersportdisziplinen so groß, dass die Alteingesessenen den Neuzugängen das Nachsehen überlassen; Taucher und Schwimmer wollen nicht mit Bootsfahrern und Surfern zusammentreffen, die wiederum finden die Einschränkungen durch die Schwimmer und Taucher untragbar und so verliert sich die Aussicht auf einen gemeinsamen Konsenz oftmals bereits im „Kleinteiligen“.
Mittel und Wege
Der umtriebige Tauchbasenleiter Ralf Schnackertz von der Tauchbasis SSI Dive aus Hürth erwies sich als besonders kreativ und machte aus der Not eine Tugend.
„Warum nicht mit den ansässigen Vereinen kooperieren?“, dachte sich wohl der erfahrene Tauchlehrer und überzeugte gleich mehrere Segelvereine rund um die Gewässer zwischen Hürth und Brühl von der Idee, für beide Seiten eine Win-Win-Situation zu schaffen.
Die Segler, die über ihre Anlegestellen und die dazugehörigen Vereinsheime auf eine in der Regel hervorragende Infrastruktur zurückgreifen können, verfügen dementsprechend über exklusive Zugänge zu den örtlichen Seen.
Allerdings klagen diese oft über die total mit Wasserpflanzen zugewucherten Uferbereiche, die je nach Dichte ein Ablegen der Boote teilweise gar nicht mehr möglich machen.
Insbesonderen im warmen Frühjahr wie auch im Sommer wachsen die Pflanzen sprichwörtlich ins Uferlose und drohen den Segelbetrieb nachhaltig zu beeinträchtigen.
„Aus der Not machen wir eine Tugend“, folgerte Schnackertz und überzeugte die Segler, mit seinen Clubkollegen in regelmäßigen Abständen im Bereich der Bootsanleger einen „Seeschnitt“ durchzuführen zu lassen: Mittels rostfreier Heckenscheren geht es dem Unterwasserkraut rund um die Stege an den Kragen.
So können die Segler wieder ungehindert ihrem Hobby frönen.
Für ihre Hilfsbereitschaft erhielt die Tauchbasis des SSI Dive Hürth von den Segelvereinen im Gegenzug das Zugangsrecht zu den optimalen Einstiegsstellen an verschiedenen Seen im Umland.
„Warum sollen nicht alle vom Hobby des anderen profitieren?“, meint Ralf Schnackertz mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
Und dabei hat er mehr als Recht: Die einfachsten Lösungen sind eben doch die besten.