Taucher-Logbuch noch zeitgemäß?

In Anbetracht der modernen Gebrauchstechnik im Bereich des Tauchsports stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Führens eines Logbuchs.

Tauchcomputer bieten ausführliche Tauchganglogfiles, die detaillierte Werte bis hin zum Luftverbrauch und bei bestimmten Modellen sogar den Herzschlag mittracken und im Tauchprofil ausweisen, das sich selbst per USB oder Bluetooth auf den heimischen PC übertragen lässt. Handyapps versprechen Tauchplatzkarten und digitales Logbuch in einem – bisweilen können Tauchgangsdaten bis hin zu Bildern abgeglichen werden.

Es stellt sich die Frage, ob ein klassisches Tauchlogbuch nicht etwas für Nostalgiker ist – zu Recht?

Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der nicht mit dem Tauchlogbuch angefangen hat. Schon allein für den Nachweis geleisteter Tauchgänge für den Tauchschein mussten diese entsprechend geloggt und abgestempelt sein: Der Tauchlehrer, mit dem man seine ersten Tauchversuche gemacht hat, ist angehalten, die Tauchgänge im Logbuch zu vermerken. Andernfalls wirst Du als angehender Taucher nicht belegen können, dass Du diese absolviert hast und wirst möglicherweise nicht zur Prüfung zugelassen.

Insofern wird jeder Taucher mal zu Beginn seiner Taucherkarriere zumindest Berührungspunkte mit dem Tauchlogbuch in analoger Form gehabt haben. Soweit die Annahme.

Thema Sicherheit

Fakt ist allerdings, dass bei vielen seriösen Tauchbasen die Vorlage eines ärztlichen Attests sowie die eines ordentlich geführten Tauchlogbuchs erforderlich ist, da ansonsten keine Teilnahme an den entsprechenden Tauchangeboten der Basis möglich ist. Der Hintergrund ist keine Schikane sondern es geht schlichtweg um die Sicherheit des Tauchers wie auch die Absicht des Tauchbasenbetreibers, sich, im Falle eines Tauchunfalls, rechtlich abzusichern. Letzteres mag zunächst mal ein „G‘schmäckle“ haben, aber auch hier geht es primär um die Sicherheit des tauchenden Gastes.

Thema Tauchmemoiren

Papier ist geduldig… ein treffender Sinnspruch – insbesondere, wenn es um Erinnerungen geht: Mit persönlich ist es oft so ergangen, dass ich bei zahlreichen Wiederholungstauchgängen während einer Tauchreise wichtige Details vergessen habe, wenn ich sie nicht „geloggt“ hatte.
Das liegt in der Natur der Sache: Unser Hirn muss die vielen ungewohnten Eindrücke verarbeiten – was angesichts der fantastischen Landschaften und Erlebnisse unter Wasser sicherlich eine große Herausforderung für unseren Bio-Datenspeicher ist.

Nachdem ich zur Erkenntnis gelangt bin, dass ich Vieles, was ich nicht aufschreibe, schlichtweg vergesse, bin ich wieder dazu übergegangen, meine Eindrücke tatsächlich auf Papier im Logbuch festzuhalten. Insbesondere die redaktionelle Arbeit macht es für mich besonders wichtig, die Erlebnisse wieder abrufen zu können. Da ich einerseits nicht allzu gerne auf dem Smartphone tippe, andererseits keine große Lust habe, zusätzliche, empfindliche wie auch gewichtige Technik wie Notebook oder Tablet mitzuführen, kam ich wieder auf das gute alte robuste Logbuch zurück.

Überall einsetzbar

Die robust verarbeiteten Logbücher sind oftmals spritzwasserbeständig und sie verzeihen Dir anders als ein Notebook, wenn Du sie mal versehentlich in den Sand fallen lässt: Einfach den Schmutz abschütteln oder wegwischen. Somit sind sie zu unverzichtbaren Begleitern geworden, die selbst ihren Weg auf Tauchboote finden. Auch Salzwasser kann ich nichts anhaben und die Akkus müssen auch nicht geladen oder gewechselt werden.

Aus Erfahrung lernen

Das Führen des Tauchlogbuchs kann auch eine große Hilfe sein, denn der letzte Salzwasser-Tauchgang ist bei Antritt des aktuellen Tauchurlaubs möglichweise schon etwas länger her.

Wer kann sich nach vielleicht einem Jahr Tauch-Abstinenz noch an die letzte Tauchkonfiguration erinnern?

Wie dick war der Neoprenanzug? Bin ich mit Stahltank getaucht oder war es Alu? Alles wichtige Informationen, die die Bestimmung der idealen Menge Tauchblei vereinfachen. Ich habe aus den vielen Malen gelernt, in denen ich immer wieder den Checkdive machen musste, weil ich keine Ahnung hatte, welches Gewicht ich das letzte Mal im Salzwasser mit dem 6,5 mm Neoprenanzug getaucht bin. Ich halte es fest – schriftlich – im Logbuch. Übrigens vermerke ich auch zusätzlich mein Körpergewicht… das hilft mitunter auch bei der Bestimmung der optimalen Bleimenge.

Stempelsammler

Ein weiterer Aspekt ist der Austausch mit dem Tauchbuddy und den anderen Taucher:innen, die im Tauchurlaub die Erlebnisse geteilt haben: Neu geschlossene Tauchbekanntschaften lassen sich mit dem Tauchstempel im Logbuch des neuen Buddys besiegeln. Viele Taucher entwickeln eine geradezu an Abhängigkeit grenzende Sammelleidenschaft in Bezug auf die verschiedenen Tauchstempel, die nicht nur neue Freundschaften im Urlaub besiegeln sondern auch die aufgelisteten Sichtungen unter Wasser durch den Tauchstempel des Tauchpartners quasi offiziell bezeugen.

Wie muss ein Tauchlogbuch gestaltet sein?

Es gibt unzählige Anbieter unter denen Du als Taucher auswählen kannst. Ambitionierte Bastler gestalten Ihre Logbücher mitunter auch selbst – den Aufwand, den Du mit dem Thema betreiben willst, musst Du selbst abwägen. Welche Felder in den Notizblättern des Tauchlogbuchs enthalten sein sollten, zeige ich Dir im Folgenden auf.

  1. Tauchgangsnummer
    Damit Du die Zahl der Tauchgänge, die Du durchgeführt hast, fortlaufend notieren kannst, ist dieses Feld erforderlich. Hier werfen die Tauchbasen gerne einen Blick beim Durchblättern deines Logbuchs drauf.
  2. Ort (Place)
    Wo hat der Tauchgang stattgefunden – selbstredend: Name und Ort/Land sind hier im Logbuch einzutragen, damit Du nachher auch noch zuordnen kannst, wo der bezaubernde Tauchgang stattgefunden hat.
  3. Datum (Date)
    Selbsterklärend!
  4. Anzug (Wetsuit/Drysuit)
    Die Wahl des Tauchanzugs sollte auf jeden Fall dokumentiert werden. Anzugsart und -dicke sind wichtige Parameter zur Bestimmung der richtigen Menge an Tauchblei.
  5. Gewicht (Weight) in Kilogramm
    Hier solltest Du die gewählte Menge an Tauchblei hinterlegen. Das hilft Dir im nächsten Tauchurlaub, die geeignete Bleimenge schnell wieder zu finden.
  6. Einstiegszeit (Time of entry)
    Für die optimale Tauchgangsplanung bei Wiederholungstauchgängen solltest Du auch immer die Einstiegszeit – also die Uhrzeit, bei der der Tauchgang begonnen wurde – eintragen.
  7. Tiefe (Depth) in Metern
    Wichtig ist die Tiefe des Tauchgangs: Hier wird der tiefste Punkt des Tauchgangs vermerkt. Diese ist wichtig einerseits im Hinblick auf den Luftverbrauch wie auch für die Planung des folgenden Tauchgangs – bei Wiederholungstauchgängen sollte der folgende Tauchgang des jeweiligen Tages nicht so tief sein wie der vorausgegangene.
  8. Zeitdauer (Duration) in Minuten
    In der Regel lässt sich hier der Zusammenhang zwischen Tauchtiefe und Luftreserve dokumentieren. Zwar wird der Faktor Zeit in Bezug auf die Tauchtiefe nicht berücksichtigt, aber in der Regel kannst Du davon ausgehen, dass die im Logbuch festgehaltene Tauchdauer geringer ist, wenn die geloggte Tauchtiefe entsprechend groß war.
  9. Verbrauch (Consumption) in bar
    Je nach Logbuch werden hier auch zwei Werte notiert: Einmal der Flaschendruck vor und den Flaschendruck nach dem Tauchgang. Daraus lässt sich schnell auch der Luftverbrauch errechnen.
  10. Wassertemperatur (Water Temperature)
    Ein weiterer wichtiger Wert, der im Zusammenhang mit dem gewählten Tauchanzug steht, ist – ganz klar – die Wassertemperatur. Mit der Zeit weißt Du, welcher Anzug in welchen klimatischen Regionen am besten geeignet ist. Aber gerade am Anfang deiner Tauchkarriere wirst Du sehen, wie wichtig es ist, Temperaturen zu dokumentieren.
  11. Außentemperatur (Temperature) in Grad Celsius
    Kann man sich drüber streiten: Wichtiger ist die Wassertemperatur, die Dir darüber Aufschluss gibt, welchen Anzug Du im Tauchgebiet nutzen solltest.
  12. Oberflächenpause (Surface-Time)
    Die Oberflächenpause ist für den Nachgang nur in Ausnahmefällen von Relevanz: Bei einem Tauchunfall können Behörden anhand Deiner Angaben möglicherweise die Ursache des Unfalls ermitteln. Auch wenn Du manuell deine Aufsättigung berechnen möchtest – ja, das geht natürlich – dann brauchst Du diese Angaben.
  13. Meereshöhe (Altitude)
    Ebenso wichtig für die Tauchgangplanung und die Berechnung der Stickstoffsättigung. Normalerweise, wenn Du am Meer tauchst, ist sie bei 0 Metern, anders ist es an Gebirgsseen.
  14. Sicht (Visibility)
    In einigen Logbüchern sind hier freie Angaben möglich. Der Wert ist oftmals schwer einzuschätzen. Es reicht, wenn Du in gut, mittel und schlecht unterteilst.
  15. Sehenswertes (Scuba Dive Highlights)
    Hier ist Platz für die Attraktionen des Tauchplatzes. Manchmal reicht der Platz nicht aus, so viel hat man unter Wasser erleben können.
  16. Stempel (Stamp)
    Selbstredend: Hier setzt der Tauchbuddy seine Marke und bestätigt mit dem Stempel, dass Du mit ihm den Tauchgang auch genauso erlebt hast, wie Du ihn geschildert hast.

Aus Erfahrung kann ich empfehlen, den Tauchgang direkt zu loggen oder spätestens am Abend nachzutragen. Schon am nächsten Tag habe ich bereits oft die wichtigsten Details der Tauchplätze vom Vortag vergessen.
Und das ist wirklich schade, wenn einem dann der Name des Tauchplatzes nicht mehr einfällt oder die große Netzmuräne an dem exponierten Korallenblock.

Zwar lässt sich das mit Hilfe der anderen Tauchgangteilnehmer auch noch nach Tagen rekonstruieren, aber es entspricht oftmals nicht wirklich den ursprünglichen Erlebnis.

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