Warten auf den Anschlussflug
Von Kairo sehen wir herzlich wenig – nur den Flughafen von Innen.
Unser Anschlussflug sollte eigentlich nach 2 Stunden abfliegen. Es dauert dann aber noch weitere 6 Stunden endlos scheinende Wartezeit, die wir Passagiere nach Sudan am Flughafen in einen fensterlosem Raum geradezu „interniert“ sind.
Niemand kann uns eine Information geben und auch unseren Fragen am Schalter begegnet man mit nervösem Schulterzucken.
Grelles Neonlicht erhält die kleine Wartehalle. Eine flackernde Lampe zerrt an meinen übermüdeten Nerven, mein Buddy schläft – der Selige.
Da mir die abgewetzten, verklebten Hartschalensitze wenig Komfort für eine Mütze Schlaf bieten, packe ich mein Buch aus und vertreibe mir die Zeit mit Lesen.
Egal, das Ziel vor Augen kann mich so leicht nichts erschüttern… Abwarten und Teetrinken – im übertragenen Sinne. Teetrinken… wie originell, meine abgedroschene Phrase. Außer einem Süßigkeiten- und einem Getränkeautomaten mit den üblichen „Verdächtigen“ gibt’s rein gar nüschd.
Dann endlich – es tut sich was in der Runde der Wartenden… es kommt Unruhe auf, ich blicke in Richtung Check-In Desk – der ägyptische Flughafenangestellte faltet gerade seinen Kollegen verbal zusammen.
Der genaue Grund erschließt sich mir nicht. Schon rennen ein paar der wenigen Mitreisenden der Sudan Air zum Schalterangestellten und nach wenigen Minuten kommen diese entnervt zurück. Man kommt ins Gespräch, ein Schweizer namens Urs erklärt mir, dass es sich um einen „Fehlalarm“ handelt. Weiter warten.
Ob er denn auch zum Tauchen in den Sudan reisen würde. Urs verneint. Er ist auf dem Weg nach Sudan und nimmt von da aus einen Anschlussflug nach Namibia, wo er einen Job in einer Diamantenmiene hat.
Spannend, klingt das, hört sich abenteuerlich für mich an. Er ist Leiter des dortigen Wachpersonals, erzählt er. Ein nicht so aufregender Job, wie es sich vielleicht anhört, so Urs.
Und wir seien unterwegs zum Tauchen, gibt er höflich interessiert zurück. Mit vor Freude strahlendem Blick gebe ich ihm gerne und ein wenig zu lange Auskunft.
Während wir so ins Gespräch kommen, geht auch die Zeit schneller rum, was wir beide begrüßen. Und kaum, dass wir die Zeit selbst vergessen, kommt nach einem blechernen Räuspern und Husten aus den Lautsprechern der kleinen Aufenthaltshalle die Information, dass der Check-in Bereich nun aufmacht.
Erst auf Arabisch, dann auf Englisch, sodass auch für uns die Gewissheit besteht: Es geht voran. Nach Gepäckkontrolle – mal wieder ist mein schweres Unterwassergehäuse der Kamera ins Visier der Grenzkontrollen geraten – können wir unsere Koffer für den Flug nach Port Sudan aufgeben.
Endlich befreit von der großen und schweren Tauchtasche sowie dem kleinen Rollkoffer (die Prioritäten sind klar), setzen wir uns wieder im Check-in Bereich und das Warten geht von vorne los. Diesmal soll es aber laut Anzeigetafel nur eine knappe Stunde dauern, bis endlich Boarding Time ansteht. Wieder vertreiben wir uns die Zeit mit Gesprächen.
Endlich Boarding Time
Nach einer kurzen Weile ertönt eine Glocke aus den Boxen, auf der Anzeigetafel springt ein Signal um und eine weibliche Stimme führt – so vermuten wir – in arabischer Sprache aus, dass die Maschine bereit zum Boarding ist.
Die englische Wiedergabe des vorangegangen bestätigt uns unsere Annahme – ebenso wie die Tatsache, dass sich zahlreiche Mitreisende im Check-in Bereich von ihren Sitzen erheben und Richtung Gate marschieren.
Wir lassen uns Zeit – das lange Warten scheint uns der Energie beraubt zu haben. Wozu auch hetzen? Schneller Abheben werden wir deswegen auch nicht.
Knapp 3 Stunden werden wir fliegen. Ein Blick auf die Uhr kündigt uns unsere Ankunftszeit für etwa 01.00 Uhr an. Dann noch die Zollformalitäten, Gepäck auspacken und verstauen – ich will gar nicht dran denken, sondern mich nur freuen auf die schönen Tauchgänge.