Tauchsafari im Sudan

Tag 4 – Qita al Banna

Als wir dass Riff erreichen, steht die Sonne noch recht hoch. Die See scheint sich im Laufe der Überfahrt wieder ein wenig beruhigt zu haben. Unser Boot liegt fest vertäut in der sanften Dünung, während wir wieder ein Briefing über uns ergehen lassen.

Qita al Banna ist eine kreisförmige Riffformation, die an einigen Stellen steil auf eine Tiefe von bis zu 500 Metern abfällt. Uns steht ein Steilwandtauchgang bevor. Der Tauchplatz selbst ist nicht der bekannteste im Sudan. Trotz allem muss sich das Riff nicht hinter den großen Namen der Topspots Sudans verstecken.

Wir zumindest freuen uns auf Steilwandtauchen vom Feinsten – denn das verspricht uns die Crew während des Briefings. Nachdem die Gruppeneinteilung steht, geht es direkt vom Taucherdeck aus ins Wasser. Wir stoßen auf geringe Strömung, der wir, wie besprochen, zu Beginn des Tauchgangs entgegen schwimmen.


Die Augen in Richtung Steilwand gerichtet, erblicke eine nahezu lotrechte Riffwand, die ins Bodenlose abfällt. Das Riff ist wie an allen bisherigen Tauchplätzen wunderschön bewachsen und macht einen gesunden Eindruck.

Sowohl die hohen Korallendichte als auch die große Artenvielfalt veranschaulichen die Vitalität des Riffes. Wir genießen den Anblick der intakten Natur und da inzwischen auch die Strömung gänzlich nachgelassen hat, verleben wir den sehr entspannten Tauchgang.

Entgegen jeder Erwartung kommt urplötzlich Unruhe auf, als einige in der Gruppe einen Rochen im Freiwasser entdecken. Das Tier ist soweit erkennbar recht groß. Die charakteristischen Kopfflossen lassen jeglichen Zweifel verblassen: Der große Rochen lässt sich in die Unterordnung der Teufelsrochen eingliedern.

Es ist ein Manta!

Auch wenn es in diesen Breiten des Roten Meeres durchaus kein seltenes Phänomen ist, so hätten wir mit einer Begegnung mit dem Riesenmanta nicht gerechnet und sind umso mehr begeistert, das Tier in seinem natürlichen Umfeld erleben zu dürfen.

Weniger begeistert schein der Manta selbst zu sein, denn gemächlich zieht der dem Hai verwandte Knorpelfisch an unserer Tauchgesellschaft vorbei. Er schenkt uns wenig bis keine Aufmerksamkeit und nach wenigen Augenblicken entschwindet der majestätischen Rochen aus unserem Sichtfeld.

Während einige der Taucher noch länger ihre Augen in Freiwasser blicken lassen, wende ich mich wieder der Rifflandschaft zu und versenke mich wieder in den Zustand tiefster Entspannung.

Von wegen Entspannung!

Abermals werde ich aus meiner Kontemplation gerissen. Und wieder richtet sich der Fokus weg vom Riff in Richtung Pelagial. Es ist, als ob Weihachten und Ostern am heutigen Tag zusammengelegt werden sollen: Vor mir schwimmen zwei Hammerhai gelassen an uns vorbei. Ein Buddyteam löst sich aus unserer Gruppe heraus und steuert direkt auf die zwei Haie zu.


Wie oft in solchen Fällen haben die Raubfische da überhaupt gar keine Lust drauf; direktes Anschwimmen scheint für Fische im Allgemeinen eher uncool – wahrscheinlich sogar bedrohlich. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die anvisierten Haie das Weite suchen. Mit wenigen kraftvollen Schlägen ihrer Schwanzflossen schlagen sie einen Haken und verschwinden im tiefen Blau.

Schön war’s – ganz ohne Zweifel. Und zufrieden beenden wir den Tauchgang am Riff Qita al Banna, das, obwohl es nicht in den Tauchplatzbeschreibungen der einschlägigen Reiseanbieter auftaucht, für meinen Geschmack ein echtes Highlight darstellt.

An Bord erfahren wir, dass wir keinen Nachttauchgang hier machen werden. Klar, eine Steilwand als Revier für einen Nachttauchgang wäre fast schon fahrlässig. Und somit stimmen alle überein, dass dies der erste und leider auch letzte Tauchgang dieses Mal bei Qita al Banna war.

Außerdem wollen wir die Strecke bis nach Sanganeb morgen früh geschafft haben, denn der early morning dive soll uns an die nördliche Seite des ruhmreichen Tauchgebietes führen.

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