Fast wie die Legitimation der aktuellen Abschussfreigabe der Australischen Behörden auf Tiger-, Bullen- und Weißhaie klingt nun die Vermutung der Polizei, dass der seit Samstag vermisste Taucher Opfer eines Haiunfalls geworden sein soll.
Weltweit entrüsten sich Haischützer über das sinnlos erscheinende Vorgehen der Behörden gegen die vermeintlichen „Übeltäter“: An den Stränden der Westküste Australiens sind Haie, die größer als 3 Meter sind, auf eine Abschussliste gesetzt worden. Selbst für den bedrohten Weißen Hai wurde eilig eine Sondergenehmigung verabschiedet, die es ermöglicht, das unter Schutz gestellte vom Aussterben bedrohte große Meeresraubtier, zu fangen und zu töten.
Sogar die Anwohner der betroffenen Küste bezweifeln den Sinn dieser Aktion und viele Australier haben sich zu Massenprotesten gegen die fragwürdige Hai-Hatz zusammengefunden.
Da scheint es nun wie ein fast schon seltsamer Zufall, dass ein 28-jähriger Taucher am Samstag bei der Harpunenjagd spurlos verschwunden ist. Noch rätseln die Behörden, aber die ersten Verlautbarungen der Polizei lassen den möglicherweise voreiligen Schluss zu, dass der Mann einem Haiangriff zum Opfer gefallen sein muss.
Der Vorfall spielt den Befürwortern der Haijagd in die Hände und unterstützt den fehlgeleiteten Aktionismus derer, die sich für die wenig Erfolg versprechende Hai-Jagd aussprechen.
Bisher keine Beweise
Bisher liegen noch keine begründeten Verdachtsmomente vor, dass ein Hai tatsächlich Schuld am verschwinden der Tauchers ist. Auszuschließen ist es jedoch nicht, denn gerade Harpunenfischer geraten immer wieder ins Visier von Haien, da Blut und Bewegungen der von der Harpune erlegten Fische für die Haie besonders anziehend wirken und es somit zu einer ungewollten Konfrontation mit den Meeresräubern kommen kann. In den meisten Fällen gehen diese Konfrontationen harmlos aus und Hai und Speerfischer gehen schnell wieder getrennter Wege. Seltener kommt es zu sogenannten Remplern, bei denen der Hai den menschlichen Kontrahenten anrempelt. Äußerst selten sind echte Angriffe.
Die hilflos erscheinende Maßnahme der Behörden kann keine angemessene Reaktion auf die tragischen Unfälle mit Haie sein. Die Wahrscheinlichkeit, den vermeintlichen „Killerhai“ tatsächlich bei der Hai-Jagd zu erwischen, scheint dabei aussichtsloser als ein Lottogewinn. Und auf die Haie in abschreckender Weise wirken zu wollen, kommt geradezu schwachsinnig daher.
Der Killerhai geht sprichwörtlich durch das Netz
Was aber sonst kann das Ziel der Maßnahme sein? Eine sinnvolle Bestandsregulierung der Haie, wie es europäische Förster und Jäger in Bezug auf das heimische Wild tun?
Falls ja, scheint dies ein hoffnungsloses Unterfangen, schon allein deshalb, da wir viel zu wenig über das Verhalten und die Population der Meereslebewesen wissen, nach deren Leben die beauftragten australischen Haifänger trachten.
Oder geht es um eine Vergeltungsaktion an der Spezies Hai, was noch absurder klingt? Wir erinnern uns, im finsteren Mittelalter wurden Wölfe wegen Hexerei und Paktieren mit dem Teufel angeklagt und hingerichtet – ähnlich absurd klingt die derzeitige Hexenjagd, die an Australiens Küsten betrieben wird.
Dem bedauernswerten vermissten Taucher wird es so oder so wenig helfen. Und auch für die Zukunft können derartige Maßnahmen keinen ausreichenden Schutz vor Haiunfällen mit Menschen leisten.
Wo Menschen sich im Lebensraum der großen Meeresräuber bewegen, kann ein Restrisiko nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Das wäre so, als ob man zu Fuß einen von Krokodilen bewohnten Fluss durchqueren und ernsthaft annehmen würde, nur weil man die angriffslustigen Reptilien nicht sähe, drohe auch keine Gefahr.
Da scheint Schwimmen, Surfen, Tauchen in der Nähe von Haien doch weitaus ungefährlicher, sonst würden sich die Menschen nicht immer wieder auf das Risiko einlassen. Die Haie waren schon immer da und werden es hoffentlich weiterhin sein.
Innerhalb der letzten 3 Jahre kam es zu insgesamt 7 tödlichen Angriffen auf Menschen in Australien. Sofern sich die Polizeiangaben bestätigen wäre der vermisste Taucher das 8. Opfer.