Der Weißspitzen-Riffhai (Triaenodon obesus) gehört zur Familie der Requiemhaie. Er zählt zu den häufigsten in Korallenriffen lebenden Haien und kommt vorwiegend in den tropischen Gewässern des Indischen und Pazifischen Ozeans vor.
Aber auch an der Atlantischen Küste Südafrikas sowie an der Ostküste Zentralamerikas ist er weit verbreitet.
Morphologie
Der Triaenodon obesus besitzt einen pfeilförmigen, schlanken Körper und einen kurzen, breiten Kopf. Die Schnauze ist flach und abgerundet. An den Nasenöffnungen hat der Weißspitzen-Riffhai bartelähnliche Fortsätze. Das Maul ist schräg nach unten gerichtet. Der Rücken des Haies hat eine graubraune Tönung, der Bauch ist weiß.
Charakteristisch sind die weißen Flossenspitzen des Rückens und des Schwanzes, von denen der Hai seinen Namen bezieht. Ein ausgewachsener Weißspitzen-Riffhai erreicht selten größere Körperlängen als 1,60 Meter.
Der schlanke Körperbau des Hais ist prädestiniert, in engen Höhlen und Felsspalten zu jagen. Hier erbeutet er auch seine Nahrung – kleinere Knochenfische, Aale sowie Krebstiere und Kopffüßer.
Der Hai ist ein nachtaktiver Jäger und ruht sich am Tage in Felshöhlen oder unter Überhängen aus. Dabei kann er tatsächlich ruhen und muss nicht wie andere Haie in Bewegung bleiben, um Atemwasser durch die Kiemen zu spülen.
Er besitzt die einzigartige Fähigkeit, Wasser durch die Kiemen zu pumpen und so „bewegungslos“ zu atmen.
Sinnesorgane
Dem Triaenodon obesus stehen hervorragend angepasste Sinnesorgane zur Verfügung. Die lorenzinischen Ampullen, das Seitenlinienorgan sowie der gut ausgeprägte Geruchsinn sind die wichtigsten Sinne. Zudem verfügt der Hai über einen besonders scharfen Sehsinn.
Fortpflanzung des Weißspitzen-Riffhais
Die Tiere erreichen ab einer Körpergröße zwischen 95 – 110 cm mit etwa 8 Jahren die Geschlechtsreife. Nach einer Tragezeit 10 zu 13 Monaten gebären die Weibchen bis zu 6 lebende Jungen und zählen somit zu den viviparen (lebend gebärenden) Haien. Der Reproduktionszyklus beträgt 2 Jahre.
Begegnungen mit Menschen
Es kommt sehr selten zu Unfällen mit Weißspitzen-Riffhaien. In der Regel meiden die scheuen Räuber den Kontakt zu Menschen. Gelegentlich kommt es zu Konfrontation zwischen Haien und Harpunenfischern, wobei die Haie durch die harpunierten Fische angelockt werden.
Fühlen sich die Haie bedrängt, kommt es gelegentlich zu Remplern, seltener zu Bissen. Derartige Situationen sind eher die Ausnahme. Der Weißspitzen-Riffhai gilt im Allgemeinen als nicht gefährlich.
Gefährdung
Die fortwährende Schädigung der Korallenriffe bedeutet gleichermaßen einen Rückgang der Lebensräume für den Hai. Zudem verfangen sich die Haie in Fischnetzen der Küstenfischerei oder enden an den Haken von Langleinen als Beifang. Die als Beifang verendeten Tiere werden oft wie andere Fische auch wieder tot zurück ins Meer geworfen. Auch die Bedrohung aufgrund der hohen Nachfrage des asiatischen Marktes nach Haiflossen führt zu einer Bestandsbedrohung der Haie.
Die IUCN führt den Weißspitzen-Riffhai seit 2005 als nahezu bedroht in der Roten Liste auf.